Zwingerhusten beim Hund erkennen, therapieren und vorbeugen
Der Zwingerhusten des Hundes, auch Kennel Cough oder canine infektiöse Tracheobronchitis genannt, ist eine akute Atemwegserkrankung, die Hunde jeden Alters treffen kann. Schwer verläuft sie vor allem bei Hundewelpen im Alter zwischen sechs Wochen und sechs Monaten. Die Infektionskrankheit kann durch verschiedene Krankheitserreger (Viren und Bakterien) verursacht werden. Hohes Risiko für eine Ansteckung mit Zwingerhusten besteht für Hunde, die auf engem Raum zusammenleben oder bereits an anderen Atemwegsbeschwerden leiden.
Diese Erreger lösen Zwingerhusten bei Hunden aus
Der Zwingerhusten gilt als hoch ansteckend und umfasst jegliche Art von infektiöser Erkrankung der oberen Atemwege. Als Ursache für den Hundehusten kommen sowohl Viren als auch Bakterien infrage. Diese können Hunde aller Rassen und jeden Alters befallen.
Ob und wie schwer ein Hund erkrankt, hängt vom Status seines Immunsystems und den beteiligten Erregern ab. Welpen sind stärker gefährdet, da sich das Immunsystem noch in der Entwicklung befindet. Bei Hunden mit vorgeschädigten Atemwegen ist das Eindringen der Krankheitserreger erleichtert.
Folgende Viren können beispielsweise am Zwingerhustenkomplex beteiligt sein:
- canines Adenovirus 2
- canines Parainfluenzavirus
- canines respiratorisches Coronavirus
- canines Staupevirus
- canines Herpesvirus 1
- canines Influenzavirus
- canines Pneumovirus
- canines Reovirus
Nach einer Schädigung der Zellen des Atmungstraktes durch den Befall mit viralen Erregern können Bakterien sich anheften, die Erkrankung verschlimmern und zu weiteren Symptomen führen.
Der bakterielle Erreger Bordetella bronchiseptica ist ein bakterieller Krankheitserreger, der die Symptome einer infektiösen Tracheobronchitis verursacht, ohne dass eine Infektion mit anderen Pathogenen vorausgegangen sein muss.
Der Erreger befällt die zilientragenden Epithelzellen und führt zu einer verminderten Reinigung der Atemwege. Die Forschung identifizierte erst 2024 einen neuen Erreger, der nicht auf bisherige Behandlungen anspricht:
„Der Erreger ist ein kleines Bakterium mit einer relativ geringen Menge an genetischem Material“, sagt Dr. Needle. „Es sieht wirklich so aus, als ob es etwas Neues im respiratorischen Mikrobiom des Hundes ist – ein neuer Erreger, der bisher nicht beschrieben wurde.“
Dr. David Needle, DVM, DACVP
Trockener Husten – Welche Symptome haben die Hunde?
Hunde, die sich mit Erregern des Zwingerhustenkomplexes anstecken, zeigen typische Symptome einer akuten Atemwegsinfektion. Je nach Schwere der Schädigung des Atmungstraktes kommen sowohl milde als auch schwere Krankheitsverläufe vor.
Das Alter des Hundes, Vorerkrankungen, Immunabwehr, Haltungsbedingungen und beteiligte Erreger sind hierbei ausschlaggebend. Meist treten die ersten Symptome vier bis sieben Tage nach einer Infektion auf.
Folgende Anzeichen deuten auf Zwingerhusten hin:
- Husten, produktiv oder unproduktiv
- Nasenausfluss
- Augenausfluss
- verminderter Appetit
- Rückgang der Leistungsfähigkeit
- Schwierigkeiten bei der Atmung
- Würgen
- Fieber
Aufregung, Anstrengung durch Training oder Spaziergänge oder auch der Druck auf die Luftröhre (zum Beispiel durch Zug am Halsband oder beim Abtasten des Halses) können die Symptome auslösen oder verschlimmern.
Da sich Zwingerhusten schnell in einer Hundepopulation ausbreiten kann, sind auffällige Tiere von anderen Hunden zu isolieren. Hunde, die eine Zwingerhusteninfektion durchmachen, sollten für mindestens eine Woche alle Anstrengungen vermeiden, um die Atemwege nicht zusätzlich zu reizen.
Wie lange dauert eine milde Infektion bei Hunden?
Milde Infektionen bei sonst gesunden Hunden sind in der Regel selbstlimitierend und die Krankheitsanzeichen verschwinden ohne Behandlung nach 10–14 Tagen. Zu bedenken ist allerdings, dass selbst nach überstandener Erkrankung Krankheitserreger wie die Bordetellen bis zu drei Monate in den Atemwegen verbleiben können und somit weiterhin eine Infektionsgefahr für andere Hunde darstellen.
Lungenentzündungen bei schwerem Verlauf möglich
Kompliziertere Verläufe der infektiösen Tracheobronchitis müssen behandelt werden. Die Dauer der Erkrankung mit Therapie liegt häufig bei zwei bis sechs Wochen. Kommt eine Lungenentzündung hinzu oder verbreiten sich Erreger unkontrolliert im Körper des Hundes, kann die Erkrankung auch tödlich verlaufen.
Da die Ursache für den Zwingerhusten des Hundes in den meisten Fällen eine Mischinfektion aus viralen und bakteriellen Erregern ist, können Inkubationszeit, Symptome sowie der Verlauf der Erkrankung variieren. Zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit können 2 bis 30 Tage liegen.
Haltungs- und Hygienebedingungen spielen ebenfalls eine Rolle. Bei Hunden, die in großen Gruppen auf engem Raum leben, tritt die Erkrankung häufiger auf.
Behandlungsoptionen bei Zwingerhusten
Die Diagnose des Zwingerhustens erfolgt anhand der klinischen Symptomatik. In vielen Fällen ist der Erkrankung ein Aufenthalt in einem Zwinger oder einer Hundepension oder der Besuch einer Hundeausstellung vorausgegangen, was den Verdacht bestärkt. Verschlimmern sich die Symptome oder treten Komplikationen auf, sind weitere Untersuchungen nötig.
Dies können Bluttests sein, Röntgenaufnahmen des Brustkorbs, spezifische Tests auf Antikörper und Krankheitserreger oder eine Bronchoskopie mit Probenentnahme.
Die Kosten für medizinische Behandlungen Ihres Hundes können Sie sich einfach mit der Hundekrankenversicherung von Santévet zurückerstatten lassen.
Tipp von Santévet: Brustgeschirr statt Halsband Bei Hunden mit Zwingerhusten sollte auf ein Halsband verzichtet werden, da Druck auf die Luftröhre den Hustenreiz verstärken kann. Besser geeignet ist ein gut sitzendes Brustgeschirr, das den Hals entlastet und die Atemwege schont.
Therapie bei mildem Verlauf
In den meisten Fällen zeigt der Zwingerhusten einen milden Verlauf ohne weitere Komplikationen. Die Erkrankung ist selbstlimitierend und die Symptome verschwinden nach ein bis zwei Wochen ohne Behandlung.
Bei starkem Hustenreiz können Antitussiva (Hustenstiller) gegeben werden, jedoch nicht bei produktivem Husten. Antibiotika sind bei milden Infektionen nicht indiziert. Für die Dauer der Erkrankung sollte der Hund ruhig gehalten werden. Zudem ist auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme zu achten.
Was kommt bei einem schweren Verlauf auf Sie zu?
In seltenen Fällen treten bei der Zwingerhusten-Erkrankung Komplikationen auf. Die Symptome verschlimmern sich oder es kommen weitere Symptome wie Fieber, Atemnot, Durchfall oder Erbrechen hinzu, was auf eine Ausbreitung der Erreger und die Beteiligung anderer Organsysteme hindeutet.
Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika (zum Beispiel Amoxicillin/Clavulansäure, Doxycyclin oder Gentamicin), Bronchodilatatoren und Flüssigkeitsersatz. Je nach Symptomatik kommen weitere Medikamente zum Einsatz.
Bei schwerer Beteiligung der unteren Atemwege (zum Beispiel bei einer Lungenentzündung) kann jedoch ein Klinikaufenthalt nötig sein.
Kann Zwingerhusten von alleine weggehen?
Bei gesunden Hunden mit starkem Immunsystem kann Zwingerhusten tatsächlich ohne medizinische Behandlung abklingen. Solche milden Verläufe sind selbstlimitierend, das heißt: Der Körper bekämpft die Erreger eigenständig und die Symptome lassen nach, sobald das Immunsystem die Infektion unter Kontrolle bringt. Körperliche Belastung, Stress und Reizungen der Atemwege sollten unbedingt vermieden werden. Entscheidend ist, den Hund gut zu beobachten: Verschlechtert sich der Zustand oder treten zusätzliche Beschwerden wie Fieber oder Atemnot auf, muss ein Tierarzt eingeschaltet werden.
Zwingerhusten und andere Hunde – Was ist mit Gassigängen, Hundeschule, Hundepension?
Wenn ein Hund an Zwingerhusten erkrankt ist, stellt sich für viele Halter:innen die Frage: Darf er trotzdem raus zum Gassigehen? Und wie lange sollte man Hundeschule, Hundepension oder Hundetreffen meiden?
Gassigehen: Ja, aber mit Vorsicht
Gassigänge sind grundsätzlich erlaubt, sogar wichtig – frische Luft unterstützt die Genesung. Allerdings gilt:
● Halten Sie Abstand zu anderen Hunden, mindestens einige Meter.
- Meiden Sie Hundewiesen, Freiläufe und alle Orte, an denen sich viele Hunde begegnen.
- Führen Sie den Hund möglichst an der Leine, damit kein ungeplanter Kontakt entsteht.
- Nutzen Sie ruhige Uhrzeiten und abgelegene Wege.
Hundeschule und Hundepension: striktes Kontaktverbot
Während der akuten Erkrankung und mindestens 10–14 Tage danach sollte der Hund keine Hundeschule, Hundepension oder ähnliche Einrichtungen besuchen. Ein Besuch solcher Einrichtungen sollte daher erst nach tierärztlicher Rücksprache erfolgen. Viele Hundepensionen oder Schulen verlangen ohnehin eine Impfung gegen Zwingerhusten als Teilnahmevoraussetzung.
Wann ist der Hund wieder „kontaktfähig“?
Als Faustregel gilt:
● Mindestens eine Woche symptomfrei,
● kein Husten mehr,
● keine erhöhte Temperatur,
- und idealerweise tierärztlich abgeklärt.
Prävention: Den Hund vor Zwingerhusten schützen
Um Hunde vor schweren Verläufen der Erkrankung zu schützen, stehen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung. Einerseits besteht die Prävention aus der Stärkung des Immunsystems des Hundes. Ein qualitativ hochwertiges Futter, ausreichend Bewegung, die Vermeidung von Stress und gute hygienische Bedingungen unterstützen die Abwehrkräfte und verringern den Infektionsdruck.
Gründliche Hygiene ist zentral
Zudem sollten nach Möglichkeit Infektionsquellen (Hunde, die in einer Tierpension, Tierklinik, einem Tierheim oder in einem Zwinger untergebracht waren) gemieden werden. Da Hunde in Zwingern und Zuchtstätten stärker gefährdet sind als Hunde in Einzelhaltung, sollte bei solchen Gruppenhaltungen auf Hygiene und eine regelmäßige Desinfektion von Näpfen etc. geachtet werden. Häufiges Lüften, eine gute Luftzirkulation und eine angemessene Luftfeuchte verringern die Gefahr für die Ausbreitung der Erkrankung.
Sind Hunde an dem Hundehusten erkrankt, sollte es eine Möglichkeit geben, die Hunde zu isolieren, um die übrigen Tiere vor einer Ansteckung mit Zwingerhusten zu schützen. Wir haben die wichtigsten Hygienetipps für Sie in einer Tabelle zusammengefasst:
Hygienetipp |
Warum es hilft |
Futter- und Wassernäpfe täglich reinigen |
Verhindert die Übertragung von Keimen durch Speichel oder Futterreste |
Decken, Körbchen und Spielzeug regelmäßig waschen |
Entfernt Krankheitserreger, die sich auf Textilien und Oberflächen ablagern |
Hände nach Hundekontakt waschen |
Vermeidet indirekte Übertragung von Keimen auf andere Tiere oder Oberflächen |
Zwinger, Boxen oder Aufenthaltsräume lüften |
Reduziert die Keimlast in der Luft und beugt feucht-warmem Mikroklima vor |
Böden und Kontaktflächen häufig desinfizieren |
Tötet Viren und Bakterien ab, besonders in Mehrhundehaushalten oder Tierpensionen |
Trinkwasser täglich frisch bereitstellen |
Verhindert das Wachstum von Bakterien im Wasser |
Kontakt mit erkrankten Hunden vermeiden |
Senkt das Risiko einer direkten Ansteckung |
Neue Hunde zuerst isolieren oder untersuchen |
Dient als Schutzmaßnahme, bevor sie mit anderen Hunden in Kontakt kommen |
Regelmäßige Kontrollen durchführen |
Früherkennung von Infektionen und gezielte Vorbeugung durch Impfberatung |
Verfügbare Impfungen
Impfstoffe gegen einige Haupterreger des Zwingerhustens stehen zur Verfügung. Eine Immunisierung gegen das canine Staupevirus erfolgt ab der achten Lebenswoche mit den sogenannten Core-Impfstoffen, die jeder Hund erhalten sollte. Wird gegen Hepatitis contagiosa canis (HCC, ansteckende Leberentzündung) geimpft, werden damit canine Adenoviren abgedeckt.
Gegen das Parainfluenzavirus und Bordetella bronchiseptica sind injizierbare oder intranasale Präparate verfügbar. Sie werden bei Hunden vor einem möglichen Erregerkontakt angewendet. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, gegen das canine Herpesvirus zu impfen, was für Zuchthündinnen empfohlen wird.
Neben den Pflichtimpfungen sollte für jeden Hund durch den Haustierarzt ein individuelles Impfprogramm festgelegt werden. Dieses richtet sich nach dem Infektionsrisiko. Ihr Tierarzt oder Ihre Tierärztin können Sie beraten und das individuelle Risiko einschätzen. Auch die Häufigkeit sollte besprochen werden, denn in einigen Fällen ist eine jährliche Wiederauffrischung der Impfung nötig. Einen hundertprozentigen Schutz gibt es leider nicht.
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Quellen:
https://flexikon.doccheck.com/de/Zwingerhusten_%28Hund%29
https://www.zooplus.de/magazin/hund/hundegesundheit-pflege/zwingerhusten
https://www.akcchf.org/educational-resources/library/articles/canine-infectious-respiratory.html