Hypoallergene Hunde: Mythos oder Möglichkeit für Allergiker?

Das Wichtigste in Kürze: ●      Symptome und Diagnose einer Hundehaarallergie:Typische Beschwerden sind juckende Augen, Niesen, verstopfte Nase, Hautreaktionen und Atemprobleme – oft verstärkt in Innenräumen. Die Diagnose erfolgt über Pricktest, Blutuntersuchung oder Belastungstest beim Allergologen. ●      Ursache der Allergie:Auslöser sind nicht die Haare von Hunden, sondern Proteine wie Can f 1, die über Hautschuppen, Speichel und Urin abgegeben werden. Diese Allergene haften am Fell, verbreiten sich in der Raumluft und sind in Haushalten mit Hund deutlich konzentrierter. ●      Keine wirklich hypoallergenen Hunderassen:Alle Hunde produzieren Allergene – auch sogenannte „hypoallergene“ Rassen wie Pudel oder Labradoodle. Unterschiede gibt es in Fellstruktur, Speichelmenge und Pflegeaufwand. Entscheidend ist immer die individuelle Verträglichkeit – Testen vor Anschaffung ist Pflicht.

Wie erkennen Sie eine Hundehaarallergie?

Eine Hundehaarallergie zeigt sich durch typische allergische Symptome wie juckende Augen, Niesen, eine laufende oder verstopfte Nase, Hautrötungen und bei schwerer Ausprägung sogar durch Atembeschwerden oder Asthma. Die Beschwerden treten meist kurz nach dem Kontakt mit einem Hund auf – besonders, wenn dieser im Haushalt lebt.

Betroffene berichten oft von einer Verschlimmerung der Symptome in Innenräumen, wo sich Allergene durch Textilien, Teppiche und Polstermöbel anreichern. Ein allergologischer Pricktest oder eine Blutuntersuchung kann klären, ob eine Sensibilisierung auf Hundeallergene vorliegt. Auch Belastungstests beim Allergologen, bei denen gezielt mit Allergenextrakten gearbeitet wird, können zur Diagnose beitragen.

Portugiesische Wasserhunde sind aktive Begleiter

Worauf reagieren Betroffene?

Entgegen dem Begriff „Hundehaarallergie“ reagieren Allergiker nicht auf die Haare von Hunden selbst, sondern auf bestimmte Proteine, die der Hund über Hautschuppen (dander), Speichel, Talgdrüsen und Urin abgibt. Das Hauptallergen heißt Can f 1. Beim Lecken überträgt der Hund diese Allergene auf sein Fell. Insbesondere beim saisonalen Fellwechsel oder durch Reibung gelangen diese in die Raumluft, setzen sich auf Oberflächen ab und können leicht eingeatmet werden.

Studien zeigen, dass Can f 1 in Haushalten mit Hund bis zu 250-fach höher konzentriert ist als in haustierfreien Haushalten. Besonders relevant: Rund 20 % des Allergens befinden sich auf Partikeln kleiner als 5 Mikrometer – diese können tief in die Lunge eindringen. Das erklärt, warum schon geringste Mengen für allergische Reaktionen sorgen können.

Neben Can f 1 gibt es auch andere relevante Allergene wie Can f 2 bis Can f 6. Manche Menschen reagieren nur auf eines dieser Proteine, andere auf mehrere. Diese Vielschichtigkeit erschwert pauschale Empfehlungen und unterstreicht die Bedeutung individueller Tests, bevor Sie sich trotz Allergie für einen neuen treuen Begleiter entscheiden.

Kann eine Haustierallergie von allein wieder verschwinden?

Ein vollständiges „Verschwinden“ der Allergie ist selten. In manchen Fällen schwächt sich die Reaktion ab, vor allem bei konsequenter Vermeidung der Allergene oder durch Immuntherapie. Eine Hyposensibilisierung, bei der das Immunsystem über einen längeren Zeitraum an das Allergen gewöhnt wird, kann die Beschwerden lindern. Ohne gezielte Behandlung bleibt die Allergie jedoch in den meisten Fällen bestehen oder verschlechtert sich sogar.

In Einzelfällen berichten Betroffene, dass sich nach Jahren der Exposition eine Toleranz entwickelt hat. Dies ist jedoch medizinisch nicht vorhersehbar. Für Menschen mit mittelschwerer bis schwerer Allergie ist ein solcher Verlauf eher unwahrscheinlich.

Auch Vierbeiner können unter allergischen Reaktionen leiden, wir haben die wichtigsten Infos in unserem Artikel über Allergien bei Hunden zusammengefasst.

Was sind hypoallergene Hunderassen?

„Auch Hunde, die als hypoallergen gelten, setzen messbare Mengen an Allergenen frei. Wer unter einer Hundeallergie leidet, sollte die individuelle Verträglichkeit vor der Anschaffung unbedingt testen – auf die Rasse allein ist kein Verlass.“
– Charlotte E. Nicholas, M.P.H., Studienautorin (2011)

„Hypoallergen“ heißt nicht „frei von Allergenen“. Dieser Begriff ist nicht medizinisch definiert und wird häufig marketingwirksam verwendet. Wissenschaftlich gesehen existieren keine Hunderassen, die keine oder signifikant weniger Allergene produzieren. Studien wie die von Nicholas et al. (2011) und Butt et al. (2012) belegen, dass auch als hypoallergen geltende Hunde wie Pudel oder Labradoodle vergleichbare Allergenmengen im Haushalt hinterlassen wie andere Rassen. Es gibt also keine Garantie, dass eine bestimmte Rasse keine Beschwerden auslöst.

Manche Rassen verlieren weniger Fell oder produzieren weniger Speichel – beides kann helfen, die Allergenverteilung zu reduzieren. Doch die individuellen Unterschiede innerhalb einer Rasse sind oft größer als die zwischen verschiedenen Rassen. Wenn Sie sich trotz Allergie für einen Hund entscheiden, sollten Sie darüber nachdenken, eine Tierkrankenversicherung für Hunde abzuschließen. So können Sie entspannt das neue Familienmitglied willkommen heißen und sich ganz

Welche Hunderassen sind für Allergiker geeignet?

Trotzdem berichten manche Allergiker über weniger Beschwerden bei bestimmten Rassen. Grüne dafür könnten sein:

  • Wenig Haarausfall
  • Keine Unterwolle
  • Stark gelocktes Fell (bindet Hautschuppen besser)
  • Hoher Pflegeaufwand (regelmäßiges Baden entfernt Allergene)

Ein weiterer Vorteil kann sein, wenn der Hund klein ist oder nur begrenzten Zugang zu bestimmten Wohnbereichen hat – etwa nicht ins Schlafzimmer darf. Auch Hunde, die sich viel im Freien aufhalten, verteilen tendenziell weniger Allergene im Innenraum.

Tipp von Santévet: Regelmäßiges Baden Ihres Hundes – idealerweise zwei Mal pro Woche – kann die Menge des Hauptallergens Can f 1 deutlich reduzieren. Kombinieren Sie das mit HEPA-Luftfiltern und dem Verzicht auf Teppiche oder schwere Vorhänge, um die Allergenbelastung im Wohnraum spürbar zu senken.

Ist der Pudel für Menschen mit Hundeallergie geeignet?

Pudel haaren kaum, verlieren keine Unterwolle und besitzen ein eng gelocktes Fell, das lose Hautschuppen besser bindet. Das kann helfen, die Allergenmenge im Raum zu reduzieren. Die Studienlage zeigt jedoch: Auch in Haushalten mit Pudeln sind Can f 1-Konzentrationen messbar – teils genauso hoch wie bei anderen Rassen. Trotzdem gilt der Pudel als ein allergikerfreundlicher Hund, vor allem für Betroffene mit leichter Symptomatik.

Darüber hinaus ist der Pudel in verschiedenen Größen erhältlich (Toy, Zwerg, Klein, Groß), was ihn auch für kleinere Haushalte oder Wohnungen interessant macht. Seine Intelligenz und gute Trainierbarkeit machen ihn zusätzlich attraktiv für Allergiker, die auf ein planbares Verhalten achten.

Labradoodle: allergikerfreundliche Designermischung

Diese Kreuzung aus Labrador Retriever und Pudel wurde mit dem Ziel gezüchtet, einen allergikerfreundlichen Hund zu schaffen. Labradoodles mit hohem Pudelanteil haaren weniger und haben oft lockiges Fell. Doch auch hier gilt: Das Allergenpotenzial kann individuell stark schwanken. Studien belegen keinen allgemeinen Vorteil gegenüber anderen Rassen. Wer auf einen Labradoodle hofft, sollte im Vorfeld testen, wie er auf das konkrete Tier reagiert.

Zudem ist der Pflegeaufwand hoch: Regelmäßiges Bürsten und Waschen sind Pflicht, um die Allergenlast niedrig zu halten. Wer diese Pflege nicht konsequent leisten kann, wird kaum eine Verbesserung der Symptome feststellen.

Malteser: Kleiner Hund, große Frage – geeignet für Allergiker

Der Malteser hat langes, seidiges Fell ohne Unterwolle. Er haart kaum und eignet sich deshalb gut als Hund für Allergiker. Allerdings produziert auch der Malteser Can f 1. Positiv: Er ist klein, lebt oft drinnen und ist pflegeintensiv – wer ihn regelmäßig badet und bürstet, kann die Allergenlast weiter senken.

Malteser sind zudem freundlich, anhänglich und bellen selten – ideal für ruhige Haushalte. Durch seine geringe Größe ist auch die Allergenmenge insgesamt niedriger als bei großen Rassen, was für viele Allergiker ein praktischer Vorteil ist.

Shih Tzu: Edler Schoßhund mit Pflegebedarf

Der Shih Tzu besitzt ein langes, glattes Fell ohne Unterwolle, das wenig haart – ein möglicher Vorteil für Allergiker. Da sein Haar kontinuierlich wächst, sind regelmäßiges Bürsten und professionelle Pflege entscheidend, um abgestorbene Hautzellen und Allergene zu reduzieren. Wie alle Hunde produziert auch der Shih Tzu Can f 1, doch seine geringe Größe und das pflegeintensive Fell machen ihn zu einem allergikerfreundlichen Hund. Wichtig: Vor der Anschaffung sollte ein Probekontakt mit dem Tier erfolgen.

Goldendoodle: Familienfreundlich und allergikergeeignet

Der Goldendoodle ist eine Mischung aus Golden Retriever und Pudel. Je nach Vererbung hat er ein gelocktes oder welliges Fell und haart unterschiedlich stark. Manche Allergiker vertragen Goldendoodles besser, andere gar nicht. Auch hier gibt es keine medizinische Garantie auf Beschwerdefreiheit. Wichtig ist, das individuelle Tier vorab kennenzulernen und die Reaktion zu beobachten.

Goldendoodles sind sehr menschenbezogen und benötigen viel Aufmerksamkeit. Sie eignen sich vor allem für aktive Familien, die bereit sind, Zeit in regelmäßige Fellpflege und Training zu investieren. Auch regelmäßige Allergenreduktion durch Luftfilter und Textilpflege ist empfehlenswert.

Havaneser: Charaktervoller Begleiter mit allergiefreundlichem Fell?

Der Havaneser verliert wenig Fell und hat keine Unterwolle. Das macht ihn zu einem der häufig empfohlenen Hunde für Allergiker. Er braucht jedoch intensive Fellpflege. Wer ihn regelmäßig badet und die Umgebung sauber hält, kann die Allergenbelastung niedrig halten. Trotzdem produziert auch der Havaneser Allergene – Verträglichkeit ist individuell zu prüfen.

Zudem gilt der Havaneser als besonders freundlich, verspielt und sozialverträglich. Auch als Anfängerhund ist er geeignet. Seine geringe Größe und das geringe Haaren machen ihn zu einer beliebten Wahl in städtischen Haushalten.

Bedlington Terrier: Lockenhund mit niedrigem Allergenpotenzial

Mit seinem lockigen, wolligen Fell erinnert der Bedlington Terrier an ein Schaf. Er verliert kaum Haare und hat ein Fell, das regelmäßig getrimmt werden muss. Diese Eigenschaften können helfen, die Allergenverbreitung zu reduzieren. Studien zeigen aber: Auch Bedlington Terrier tragen das Allergen Can f 1 im Speichel und in den Hautschuppen. Dennoch berichten einige Betroffene, dass der Terrier kaum allergische Reaktionen auslöst.

Bedlington Terrier sind aktiv, mutig und benötigen geistige Auslastung. Sie sind nichts für Couchpotatoes, aber ein treuer Begleiter für Menschen, die gerne draußen unterwegs sind.

Portugiesischer Wasserhund: Athlet mit hypoallergener Tendenz

Diese sportliche Rasse wurde durch die Obamas bekannt. Sie haart wenig, hat ein dicht gelocktes Fell und benötigt viel Pflege. Wie andere Rassen produziert sie aber dennoch Can f 1. Die Studienlage zeigt: Auch beim Portugiesischen Wasserhund gibt es keine signifikant niedrigeren Allergenwerte.

Trotzdem kann seine enge Bindung an den Menschen, seine Lernfreude und seine hohe Energie für manche Allergiker in aktiven Haushalten gut passen. Voraussetzung ist ein sorgfältiges Hygienemanagement.

Schnauzer: Markanter Look, saubere Luft?

Schnauzer sind in drei Größen erhältlich (Zwerg-, Mittel- und Riesenschnauzer) und zeichnen sich durch ihr drahtiges Fell aus, das wenig haart. Durch regelmäßiges Trimmen bleibt die Allergenverteilung begrenzt. Ihr dichter Bart muss jedoch häufig gereinigt werden, da sich dort Speichel und damit Allergene sammeln können. Für Allergiker mit geringer Empfindlichkeit kann der Schnauzer eine Option sein – vorausgesetzt, die Fellpflege wird konsequent durchgeführt.

Afghanischer Windhund: Eleganz mit Einschränkungen

Der Afghanische Windhund besitzt langes, feines Haar, das eher dem menschlichen Haar ähnelt. Er haart zwar nicht übermäßig, benötigt aber tägliche Fellpflege, um Verfilzungen und Allergenkonzentrationen zu vermeiden. Trotz seines aristokratischen Aussehens ist er nicht automatisch allergikerfreundlich. Besonders bei empfindlichen Personen sollte vorher geprüft werden, ob eine Reaktion auftritt.

Knuffig und kompakt

Basenji: Der „bellfreie“ Hund mit wenig Fellwechsel

Der Basenji hat kurzes, feines Fell, haart kaum und pflegt sich katzenartig selbst. Da er kaum Geruch verströmt und wenig sabbert, gilt er unter Allergikern als interessante Option. Dennoch produziert er wie alle Hunde Can f 1. Seine geringe Körpergröße und das saubere Verhalten sprechen für ihn – ein individueller Verträglichkeitstest ist aber auch hier unerlässlich.

Bichon Frisé: Flauschige Locken mit Vorteilen

Dieser kleine, weiße Hund besitzt ein weiches, lockiges Fell ohne Unterwolle und verliert kaum Haare. Das macht ihn für viele Allergiker attraktiv. Wie beim Pudel gilt auch hier: Regelmäßiges Baden und Bürsten sind Pflicht. Laut Erfahrungsberichten aus Allergikerforen sowie Expertenbeiträgen zählt der Bichon Frisé zu den verträglicheren Rassen – medizinisch belegt ist das allerdings nicht. Sie sind treue Begleiter, die vor allem für Menschen mit viel Zeit für Ihr Haustier der passende Hund sind.

Lagotto Romagnolo: Der Trüffelsucher mit dichtem Fell

Der italienische Lagotto Romagnolo hat ein wolliges, wasserabweisendes Fell, das stark an Schafwolle erinnert. Er haart kaum, muss jedoch regelmäßig geschoren und gebadet werden. Einige Allergiker berichten über gute Erfahrungen mit dieser Rasse, was durch ihre Fellstruktur erklärbar sein könnte. Die wissenschaftliche Datenlage bleibt begrenzt, individuelle Tests sind entscheidend.

Yorkshire Terrier: Klein, charmant, pflegeintensiv

Yorkshire Terrier haben langes, seidiges Haar, das dem menschlichen ähnlich ist. Sie haaren kaum und sind sehr klein, was die Gesamtallergenmenge im Haushalt reduziert. Allerdings benötigen sie intensive Fellpflege. Ihr lebhaftes Wesen macht sie zu beliebten Begleitern, besonders in Wohnungen. Für Allergiker mit milden Symptomen kann der „Yorkie“ gut verträglich sein – regelmäßige Hygiene ist jedoch Voraussetzung.

Was können Sie tun, um Allergene zu reduzieren?

Auch wenn keine Hunderasse vollständig allergenfrei ist, können Sie durch gezielte Maßnahmen die Allergenbelastung deutlich verringern. Besonders wichtig ist eine konsequente Kombination aus Fellpflege, Raumhygiene und Verhaltensregeln im Haushalt. Hier die wichtigsten Tipps:

Maßnahme

Ziel / Wirkung

Teppiche, Vorhänge und Polstermöbel vermeiden

Diese Materialien speichern besonders viele Allergene über längere Zeit. Glatte Böden und leicht zu reinigende Möbel sind vorteilhafter.

HEPA-Luftreiniger nutzen, regelmäßig mit Allergiker-Staubsauger saugen

Reduziert luftgetragene Allergene effektiv. Besonders in Schlaf- und Wohnräumen empfehlenswert.

Hund regelmäßig waschen (mind. 2× pro Woche)

Studien zeigen: Häufiges Baden senkt den Can f 1-Wert auf Haut und Fell deutlich.

Hund vom Schlafzimmer fernhalten

Im Schlafzimmer halten sich Allergiker viele Stunden auf – ein hundefreier Raum hilft, Beschwerden zu vermeiden.

Hundedecken, Kissen und Spielzeug bei mind. 60 °C wöchentlich waschen

Allergene wie Can f 1 lassen sich erst bei hohen Temperaturen zuverlässig aus Textilien entfernen.

Diese Maßnahmen wirken am besten, wenn sie kombiniert werden. Sie ersetzen jedoch nicht den Allergietest oder die Rücksprache mit einem Allergologen – besonders bei starker Symptomatik.

Quellen:

https://allergyasthmadoctors.com/wp-content/uploads/2014/01/Article_Hypoallergenic_Pets_Annals_Publication.pdf

Expertenzitat:

https://journals.sagepub.com/doi/epub/10.2500/ajra.2011.25.3606