Das Wichtigste in Kürze: (TL;DR)
- Stachel sofort entfernen, betroffene Stelle kühlen und den Hund aufmerksam beobachten; bei Atemnot oder Kollaps umgehend zum Tierarzt.
- Besondere Vorsicht ist bei jungen, kleinen oder reinrassigen Hunden sowie bei Stichen im Maul- oder Rachenbereich angesagt.
- Bei bestätigter Bienengiftallergie kann eine Venom-Immuntherapie das Risiko schwerer Reaktionen deutlich senken.
Was sind die Besonderheiten eines Bienenstichs?
Ein Sommertag, Ihr Hund läuft fröhlich durch den Garten oder über eine blühende Wiese – und plötzlich bleibt er stehen, jault kurz auf und beginnt, sich an einer Pfote oder am Maul zu lecken. Die Ursache ist oft schnell klar: Ihr Liebling wurde von einer Biene gestochen.
Je länger der Stachel in der Haut verbleibt, desto mehr Gift gelangt in den Körper – und desto stärker fällt die Reaktion aus. Deshalb ist schnelles Handeln besonders wichtig.
Bienenstiche unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt von Wespenstichen: Der Stachel einer Biene bleibt direkt in der Einstichstelle stecken, während Wespen mehrfach zustechen können, ohne ihn zu verlieren. Wenn Sie sich speziell über Symptome und Behandlung eines Wespenstichs informieren möchten, lesen Sie hier weiter: Wespenstich beim Hund – Symptome und Erste Hilfe.
Hausmittel, wenn Ihr Hund von einer Biene gestochen wurde
Wenn Sie bemerken oder vermuten, dass Ihr Hund von einer Biene gestochen wurde, bewahren Sie die Ruhe. Im ersten Moment ist die Aufregung natürlich groß, aber denken Sie daran: Ihr Hund spürt, wenn Sie nervös werden. Im schlimmsten Fall kann er dadurch selbst unruhig oder panisch reagieren. Die folgenden Maßnahmen verschaffen Linderung:
● Sichern und beruhigen Sie Ihren Liebling, indem Sie ihn anleinen und ruhig ansprechen.
● Entfernen Sie den Stachel möglichst schnell, entweder mit einer Pinzette oder indem Sie ihn vorsichtig mit einer Kreditkarte oder einem stumpfen Messer seitlich herausschieben. Achten Sie darauf, die Giftdrüse nicht zu quetschen.
● Kühlen Sie die betroffene Körperstelle mit einem in ein Tuch gewickelten Kühlpad oder kaltem Wasser in Intervallen von fünf bis zehn Minuten.
● Ergänzend können Quark, Aloe-Vera-Gel oder eine aufgeschnittene Zwiebel helfen, den Juckreiz zu lindern.
● Beobachten Sie Ihren Hund über mehrere Stunden und achten Sie auf Veränderungen.
Hilfe bei allergischen Reaktionen: Symptome erkennen
„In unserer Studie zeigten 52 % der Hunde moderate bis schwere Reaktionen (Grad 2–3), wobei 84 % der Hunde mit Grad-2–3-Reaktionen keine Vorgeschichte früherer Stiche hatten.“ (Chapman et al., Animals, 2024)
Nicht jeder Bienenstich ist eine Gefahr für Ihr Tier – aber in bestimmten Situationen müssen Sie sofort handeln. Rufen Sie in folgenden Fällen umgehend Ihren Tierarzt bzw. Ihre Tierärztin oder fahren Sie in die Klinik:
- Die Einstichstelle sitzt im Maul- oder Rachenraum.
- Ihr Hund zeigt Atemnot oder starkes Hecheln.
- Ihr Hund speichelt übermäßig speichelt, erbricht oder bekommt Durchfall.
- Ihr Hund zittert und wirkt schwach.
- Ihr Hund hat blasse oder bläuliche Schleimhäute oder kollabiert sogar.
Die genannten Symptome deuten auf einen anaphylaktischen Schock hin – eine akute, lebensbedrohliche allergische Reaktion.
Wie schnell reagiert ein Hund allergisch? Risikofaktoren bei Insektenstichen
Eine im Jahr 2024 veröffentlichte Untersuchung von Chapman et al. hat 178 Hunde analysiert, die nach einem Bienen- oder Wespenstich tierärztlich behandelt wurden. Ziel war es, herauszufinden, welche Faktoren das Risiko für eine schwere systemische Reaktion (SSR) – also eine den ganzen Körper betreffende, potenziell lebensbedrohliche allergische Reaktion – erhöhen.
Die Forscher fanden heraus, dass vor allem bestimmte Merkmale und Situationen das Risiko stark ansteigen lassen. Die folgende Tabelle fasst die Ergebnisse zusammen.
Risikofaktor |
Wie stark steigt das Risiko? |
Relevante Studienzahl |
Alter unter 2 Jahren |
Etwa doppelt so hohes Risiko für eine schwere Reaktion im Vergleich zu älteren Hunden |
Datenbasis: 178 Hunde |
Gewicht unter 10 kg |
Etwa doppelt so hohes Risiko |
Datenbasis: 178 Hunde |
Reinrassig |
Rund 2,5-mal höheres Risiko |
Datenbasis: 178 Hunde |
Stich im Maul-/Rachenbereich |
Mehr als doppelt so hohes Risiko |
Datenbasis: 178 Hunde |
Wiederholter Stich – vorher nur Hautreaktion |
42 % entwickelten beim nächsten Stich eine schwere Reaktion |
10 von 24 Hunden |
Wiederholter Stich – vorher schwere Reaktion |
63 % reagierten erneut schwer |
12 von 19 Hunden |
Venom-Immuntherapie (VIT) – langfristiger Schutz ohne Medikamente
Die Venom-Immuntherapie ist eine Behandlungsform, die das Immunsystem langsam an das Gift gewöhnt. Dabei werden über mehrere Monate kontrollierte Mengen Bienengift verabreicht. Ziel ist es, die Abwehrreaktion zu mildern oder ganz zu verhindern.
In einer klinischen Studie mit zehn Hunden, die zuvor eine Anaphylaxie erlitten hatten, zeigte sich: Es traten keine systemischen Nebenwirkungen während der Therapie auf. Sieben Vierbeiner wurden nach Beginn der VIT erneut gestochen, nur einer zeigte eine milde lokale Schwellung, alle anderen blieben symptomfrei. Das zeigt: VIT kann bei Hunden mit Bienengiftallergie sehr wirksam sein.
Vor Beginn einer VIT muss klar sein, ob tatsächlich eine Bienengiftallergie vorliegt. Dazu werden Intradermaltests und allergenspezifische IgE-Bluttests durchgeführt. Die Kombination beider Methoden erhöht die Trefferquote und hilft, Fehldiagnosen zu vermeiden.
Zusätzliche Tipps für den Sommer mit Hunden
Vorbeugung ist besser als Behandlung. Meiden Sie in der Blütezeit Wiesen mit viel Klee oder blühenden Kräutern. Füttern Sie Ihren Hund im Freien nur abseits von Blumen und Pflanzen. Bringen Sie ihm bei, nicht nach am Boden krabbelnden oder fliegenden Bienen zu schnappen. Kontrollieren Sie nach Spaziergängen mit Ihrem Hund im Sommer besonders die Pfoten, denn dort sitzen Stachel oft fest. Suchen Sie Rasenflächen vor dem Spielen nach fliegenden Insekten und Bienen ab.
Fallbeispiel: Stich in der Pfote im Hochsommer
Ein dreijähriger Mischling läuft im Juli über eine Wiese mit blühendem Klee. Sekunden später beginnt er zu humpeln und leckt sich die Vorderpfote. Der Hundebesitzer entdeckt den Bienenstachel zwischen den Ballen, entfernt ihn sofort mit einer Bankkarte und kühlt die Stelle für 15 Minuten. Der Hund zeigt keine weiteren Symptome und die Schwellung klingt innerhalb von 24 Stunden ab. Lernpunkt: Schnelles Entfernen des Stachels und gezielte Kühlung verhindern oft stärkere Beschwerden.
Auch wenn ein einzelner Stich oft harmlos ist, können Notfälle schnell hohe Tierarztkosten verursachen – besonders bei einer schweren allergischen Reaktion. Eine passende Absicherung wie eine Hundekrankenversicherung kann helfen, im Ernstfall finanzielle Sorgen zu vermeiden, sodass Sie sich ganz auf die Gesundheit Ihres Vierbeiners konzentrieren können.
Notfallmedikamente – Cetirizin-Dosierung & Fenistil
Hunde, die bereits empfindlich auf Bienen reagieren, sollten immer ein gut ausgestattetes Notfallset dabeihaben. Neben einem Adrenalin-Autoinjektor (Dosierung legt der Tierarzt fest) gehören dazu vom Tierarzt verordnete Antihistaminika wie Fenistil-Tropfen oder Tabletten mit Cetirizin. Die genaue Cetirizin-Dosierung richtet sich nach dem Körpergewicht Ihres Hundes – Ihr Tierarzt gibt Ihnen dafür einen individuellen Plan.
Ergänzend sollten Kühlkompressen oder feuchte Tücher, eine Pinzette oder Karte zum Stachelentfernen sowie eine Liste mit Notfallkontakten (Tierarzt, Tierklinik) enthalten sein. Bewahren Sie das Set immer griffbereit auf und nehmen Sie es auf Spaziergänge mit – besonders in der Blütezeit, wenn Bienen besonders aktiv sind.
Tipp von Santévet: Wenn Ihr Hund schon einmal stark auf einen Bienenstich reagiert hat, sprechen Sie mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt über eine Allergiediagnostik und die Möglichkeit einer Venom-Immuntherapie. Damit können Sie im Ernstfall Schlimmeres verhindern und Ihrem Hund ein sicheres, unbeschwertes Leben ermöglichen.
Fazit
Der Stich einer Biene oder Wespe ist für die meisten Hunde zwar schmerzhaft, aber harmlos. Doch für bestimmte Risikogruppen – junge, kleine, reinrassige Hunde oder Tiere mit bekannten Allergien – kann das Gift schnell lebensgefährlich werden. Indem Sie Warnzeichen erkennen, Erste Hilfe leisten, auf Prävention achten und bei Risikohunden eine Venom-Immuntherapie in Betracht ziehen, schützen Sie Ihren Hund optimal in der warmen Jahreszeit.
Quellen:
https://www.zooplus.de/magazin/hund/hundegesundheit-pflege/bienenstich-beim-hund-was-ist-zu-tun
https://figopet.de/magazin/hund/hund-von-biene-gestochen/
https://www.mdpi.com/2076-2615/14/22/3220