Das Wichtigste in Kürze: (TL;DR)
● Tollwut ist fast immer tödlich – nur die Impfung schützt. Einmal ausgebrochen, ist die Krankheit unheilbar. Die Impfung verhindert zuverlässig eine Infektion.
● Deutschland ist tollwutfrei – das Risiko bleibt. Fledermäuse, Auslandskontakte und Tierimporte können das Virus zurückbringen.
● Für Reisen ist die Impfung Pflicht. Ohne gültige Tollwutimpfung droht Einreiseverbot – regelmäßig auffrischen ist unerlässlich.
Warum die Tollwutimpfung beim Hund unverzichtbar bleibt
Weltweit sterben laut WHO jährlich rund 59.000 Menschen an der Krankheit, die meisten davon in Asien und Afrika, wo Hunde oft nicht ausreichend gegen den Erreger geimpft sind. Durch internationale Reisetätigkeit, Tierimporte und die Fledermaus-Tollwut bleibt auch in Europa ein Restrisiko bestehen. Deshalb setzen Fachleute auf vorbeugende Impfungen als verlässlichste Schutzmaßnahme. Da die Nebenwirkungen gering sind, spricht nichts dagegen.
Die Tollwut ist eine hochgefährliche virale Zoonose, verursacht durch das Tollwutvirus aus der Familie der Lyssaviren. Ursprünglich in Asien und Afrika verbreitet, ist sie heute noch in vielen Teilen der Welt endemisch, vor allem in Regionen, in denen streunende Hunde nicht regelmäßig geimpft werden. In Deutschland wurde die terrestrische Tollwut durch konsequente Impfungen bei Wildtieren nahezu ausgerottet, jedoch bleiben Fledermaus-Lyssaviren als Infektionsquelle bestehen.
Die Übertragung erfolgt überwiegend durch Bisse, seltener durch Kratzer oder Speichelkontakt mit Schleimhäuten. Nach einer oft wochen- bis monatelangen Inkubationszeit gelangt das Virus über die Nervenbahnen ins zentrale Nervensystem und verursacht eine unheilbare, tödliche Gehirnentzündung.
Die Tollwutimpfung beim Hund ist daher der einzige wirksame Schutz vor einer Infektion mit dem Tollwutvirus. Sie verhindert die Virusausbreitung, schützt Mensch und Tier gleichermaßen. In vielen Ländern ist eine gültige Tollwutimpfung zwingende Voraussetzung für den Grenzübertritt – sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU.
Krankheitsverlauf bei Tollwut
Der Krankheitsverlauf der Tollwut beim Hund ist in nahezu allen Fällen tödlich, sobald die ersten klinischen Symptome auftreten. Das Virus befällt das zentrale Nervensystem und verursacht schwere neurologische Schäden. Vermutet man eine Tollwutinfektion, muss sofort das zuständige Veterinäramt informiert werden, und es sind umgehend Schutzmaßnahmen für Menschen und Tiere im Umfeld zu treffen.
Der Ablauf lässt sich in fünf typische Phasen unterteilen:
1. Inkubationsphase
Diese Phase ist symptomlos und kann je nach Infektionsort und Virenmenge zwischen zwei Wochen und mehreren Monaten dauern. Während dieser Zeit wandert der Erreger über die Nervenbahnen in Richtung Rückenmark und Gehirn. Die Tollwut ist in dieser Phase für den Halter nicht zu erkennen, der Vierbeiner wirkt gesund.
2. Prodromalphase
In dieser frühen Krankheitsphase zeigen sich unspezifische Anzeichen wie Müdigkeit, Appetitverlust, Fieber oder leichte Wesensänderungen. Manche Hunde wirken plötzlich zurückgezogen, andere zeigen ungewohnte Anhänglichkeit. Diese Phase dauert in der Regel ein bis drei Tage.
3. Exzitationsphase (auch „rasende Wut“)
In dieser Phase tritt das klassische Bild der Tollwut auf: aggressives Verhalten, Unruhe, übermäßiges Bellen, vermehrter Speichelfluss und Schluckbeschwerden. Selbst ruhige Hunde können in dieser Phase plötzlich zubeißen. Oft kommt es zu Hyperaktivität und gesteigerter Reizempfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen oder Berührungen.
4. Paralytische Phase
Nach der Erregungsphase kommt es zu fortschreitenden Lähmungen, beginnend oft an den Hintergliedmaßen und weiter in Richtung Vorderkörper. Der Hund zeigt Bewusstseinsstörungen, kann nicht mehr fressen oder trinken und leidet unter Atemnot. Schließlich versagen die lebenswichtigen Funktionen.
5. Endstadium – Tod
Meist innerhalb weniger Tage nach den ersten Symptomen tritt der Tod durch Atemstillstand oder Herzversagen ein. Selbst intensive tierärztliche Betreuung kann dann nicht mehr helfen – Tollwut ist in der symptomatischen Phase unheilbar.
Wichtiger Hinweis: Die Symptome können in Intensität und Reihenfolge variieren, doch der tödliche Ausgang ist immer gleich. Früherkennung ist praktisch nicht möglich, da die Inkubationszeit unauffällig verläuft und eine sichere Diagnose erst in den späten Stadien gestellt werden kann.
Vom Welpen bis zur Auffrischung: Impfplan und Ablauf
Der Impfplan richtet sich nach Alter, Gesundheitszustand, Impfstatus und den Angaben des Impfstoffherstellers. Ziel ist ein dauerhafter und rechtlich anerkannter Impfschutz, der vor der tödlichen Viruserkrankung schützt und für Auslandsreisen mit Hund vorgeschrieben ist.
● Erstimpfung: ab der 12. Lebenswoche, wenn das Immunsystem ausreichend entwickelt ist
● Zweite Impfung: bei einigen Präparaten 2–4 Wochen später, um den Schutz zu stabilisieren
● Auffrischung: etwa 12 Monate nach der Grundimmunisierung
● Regelmäßige Wiederholungsimpfungen: je nach Impfstoff alle 2–3 Jahre
● Wartezeit: voller Schutz in der Regel 21 Tage nach der Erstimpfung – relevant für Einreisebestimmungen
Tabelle: Impfplan und Schutzdauer der Tollwutimpfung
Alter des Hundes |
Maßnahme |
Schutzdauer |
Hinweise |
12 Wochen |
Erste Impfung |
Kein voller Schutz |
Schutz setzt ca. 21 Tage nach der Impfung ein |
15–16 Wochen (optional) |
Zweite Impfung (je nach Hersteller) |
Verlängert Immunität |
Bei manchen Präparaten genügt eine einmalige Impfung |
12 Monate nach Start |
Auffrischung |
2–3 Jahre |
Beginn der langfristigen Schutzphase |
Alle 2–3 Jahre |
Wiederholungsimpfung |
2–3 Jahre |
Abhängig von Impfstofftyp und geltenden Vorschriften |
Wie oft muss ein Hund gegen Tollwut geimpft werden?
Moderne Tollwutimpfstoffe bieten in der Regel einen Schutz von bis zu drei Jahren. Studien belegen, dass bei korrekt durchgeführter Grundimmunisierung und Auffrischung der Antikörperspiegel über diesen Zeitraum stabil bleibt. In manchen Fällen hält der Schutz länger, doch Tierärzte raten, sich an die offiziellen Auffrischungsintervalle zu halten, um rechtliche Probleme und Impflücken zu vermeiden.
Wird der Auffrischungstermin überschritten, gilt die Impfung des Hundes gegen den Erreger als unterbrochen – selbst wenn noch Antikörper nachweisbar sind. In diesem Fall muss die Grundimmunisierung komplett neu durchgeführt werden, was zusätzliche Zeit und Kosten bedeutet.
Was kostet eine Tollwutimpfung für Hunde?
Die Kosten für die Impfung liegen in Deutschland je nach Tierarztpraxis und Impfstoff meist zwischen 30 und 60 Euro. Dazu können Gebühren für den EU-Heimtierausweis oder eine Tollwut-Antikörperbestimmung (ca. 40–70 Euro) kommen. Angesichts der tödlichen Gefahr und der gesetzlichen Anforderungen ist die Impfung eine sehr kosteneffiziente Vorsorgemaßnahme.
Einen detaillierten Überblick zu den Preisen finden Sie in diesem Leitfaden zu Impfkosten beim Hund.
Nebenwirkungen und Verträglichkeit
Die Tollwutimpfung gilt als sicher und gut verträglich. Häufige, meist milde Reaktionen sind vorübergehende Müdigkeit, leichtes Fieber, verminderter Appetit oder eine kleine Schwellung und Schmerzen an der Injektionsstelle. Schwere Impfreaktionen sind selten, sollten aber sofort tierärztlich behandelt werden. Dazu zählen starke Schwellungen, Kreislaufprobleme oder allergische Reaktionen.
Tipps für eine stressfreie Impfvorbereitung
Damit die Tollwutimpfung für Ihren Hund möglichst angenehm und sicher verläuft, lohnt sich eine gute Vorbereitung. Planen Sie den Termin so, dass Ihr Vierbeiner gesund und stressfrei in die Praxis kommt – Impfungen sollten nicht erfolgen, wenn der Hund fiebrig oder anderweitig krank ist. Bringen Sie den Impfpass mit und klären Sie vorab mit dem Tierarzt, ob gleichzeitig etwa die Impfung gegen Staupe verabreicht werden soll.
Tipp von Santévet: Nach der Impfung sollten Sie Ihren Hund für 24 Stunden körperlich schonen und auf übermäßige Belastung verzichten. Leichte Müdigkeit oder eine kleine Schwellung an der Einstichstelle sind normal. Tritt jedoch starkes Erbrechen, Fieber oder auffälliges Verhalten auf, suchen Sie sofort tierärztliche Hilfe auf. Eine positive Erfahrung beim Impftermin hilft nicht nur dem Tier, sondern erleichtert auch zukünftige Besuche.
Arten von Tollwutimpfstoffen
In Deutschland sind ausschließlich inaktivierte (Tot-)Tollwutimpfstoffe zugelassen. Diese enthalten kein vermehrungsfähiges Virus und sind daher sicher – auch bei versehentlichem Kontakt mit dem Impfstoff durch den Menschen.
Monovalente Impfstoffe Diese enthalten ausschließlich die Tollwut-Komponente. Beispiel: Nobivac T, das bei vollständiger Grundimmunisierung und Auffrischung in der Regel bis zu drei Jahre Schutz bietet.
Kombinationsimpfstoffe Diese kombinieren die Tollwutimpfung mit weiteren Impfungen, z. B. gegen Staupe, Parvovirose, Hepatitis, Parainfluenza oder Leptospirose. Vorteil: Mehrere Schutzkomponenten in einer Injektion, was Stress für Hund und Halter reduziert.
Alle in Deutschland verwendeten Impfstoffe müssen von den Behörden zugelassen werden. Dabei werden Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität umfassend geprüft, um einen verlässlichen Schutz und ein minimales Nebenwirkungsrisiko sicherzustellen.
Rechtliche Vorgaben für Reisen außerhalb Deutschlands
„Eine Impfung gegen Tollwut gilt nur noch als Non-Core-Vakzinierung, da die terrestrische Tollwut in Deutschland getilgt ist.“ (Stiko Vet – Ständige Impfkommission Veterinärmedizin)
Was ist in EU-Ländern für Hunde vorgeschrieben?
Für Reisen innerhalb der Europäischen Union – zum Beispiel nach Frankreich oder Italien – gilt:
- Mindestalter bei Erstimpfung: 12 Wochen
- Wartezeit: 21 Tage nach Erstimpfung
- Dokumentation im EU-Heimtierausweis
- Lückenloser Impfschutz ist Pflicht, versäumte Auffrischungen können eine neue Grundimmunisierung erfordern
Bestimmte Nicht-EU-Länder in Europa
Für Länder wie Norwegen, Schweiz oder Großbritannien ist oft zusätzlich ein Tollwut-Antikörpertest (≥ 0,5 IU/ml) vorgeschrieben.
Weltweit: strenge Vorschriften trotz Grundimmunisierung
In vielen Staaten gelten strengere Vorschriften:
- Zusatzimpfung kurz vor Einreise, selbst bei noch gültigem Impfschutz
- Quarantänepflicht
- Spezielle Gesundheitszeugnisse
- Nachweis eines Tollwut-Titers durch ein akkreditiertes Labor
- Teilweise Einreiseverbot für Hunde unter 7 Monaten
Globale Situation und Bedeutung der Tollwutbekämpfung
Die WHO verfolgt das Ziel, menschliche Tollwutfälle, die durch Hunde übertragen werden, bis 2030 weltweit zu eliminieren. Dafür werden groß angelegte Impfprogramme, verstärkte Aufklärung und die Kontrolle streunender Hundepopulationen gefördert. In wohlhabenderen Ländern hat sich gezeigt, dass die konsequente Impfung bei Haus- und Wildtieren in Kombination mit Informationskampagnen das Risiko nahezu vollständig beseitigen kann. Dennoch gilt: In einer globalisierten Welt kann das Virus jederzeit wieder eingeschleppt werden – etwa durch illegale Tierimporte oder unkontrollierte Grenzübertritte.
Ist eine Tollwutimpfung für Hunde sinnvoll?
„Mein Hund lebt nur in Deutschland, er benötigt keine Impfung.“ Falsch – für Reisen, Hundepensionen oder Veranstaltungen kann es eine Pflicht für die Tollwutimpfung geben.
„Tollwut gibt es in Europa nicht mehr.“ Teilweise falsch – Deutschland ist frei von terrestrischer Tollwut, aber Fledermaus-Lyssaviren und Fälle in anderen europäischen Ländern bleiben ein Risiko.
„Einmal geimpft, ein Leben lang geschützt.“ Falsch – der Schutz muss regelmäßig aufgefrischt werden, um wirksam und rechtlich anerkannt zu bleiben.
Praxistipps für Hundehalter
- Impfpass regelmäßig überprüfen und Auffrischungstermine einhalten
- Mindestens drei Monate vor einer Reise mit dem Tierarzt über Anforderungen sprechen
- Besondere Vorsicht bei Kontakten zu Tieren aus Risikogebieten
- Tollwutimpfung auch erwägen, wenn der Hund in Pension oder Betreuung geht
● Eine Hundekrankenversicherung kann helfen, Impf- und Behandlungskosten langfristig zu sichern
Fazit
Auch wenn Deutschland seit Jahren frei von terrestrischer Tollwut ist, bleibt die Impfung ein zentraler Bestandteil verantwortungsvoller Hundehaltung. Eine Grundimmunisierung gegen Tollwut schützt nicht nur Ihren Hund, sondern trägt auch zur öffentlichen Gesundheit bei und stellt sicher, dass Sie allen gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Planen Sie Impfungen rechtzeitig, halten Sie Intervalle ein und sichern Sie so den Schutz Ihres Vierbeiners – zu Hause und auf Reisen.
Quellen:
https://felmo.de/hunderatgeber/tollwut-impfung-hund
https://edoc.ub.uni-muenchen.de/28243/7/Eschle_Simone_Maria.pdf
https://www.bundestieraerztekammer.de/btk/dtbl/archiv/artikel.php?we_objectID=2811