Probleme mit dem Kniegelenk – Patellaluxation beim Hund

Vor allem bei vielen kleinen Rassen tritt die Ausrenkung der Kniescheibe beim Hund häufig auf. Das Hauptsymptom ist eine plötzliche, sehr starke Lahmheit bis zum Laufen auf drei Beinen und Humpeln. Meist ist das Problem genauso schnell wieder verschwunden, tritt dann aber erneut wieder auf. Eine gelegentliche Patellaluxation beim Hund verwächst sich oft und bedarf keiner Operation. Es gibt aber auch Fälle, die operiert werden müssen.

Das Wichtigste in Kürze:

●      Ursache: Meist genetisch bedingte Fehlstellungen der Hinterbeine, besonders bei kleinen Hunderassen – seltener durch Verletzungen oder Arthrose.

●      Symptome: Plötzliches Hüpfen auf drei Beinen, je nach Schweregrad unterschiedlich stark und häufig.

●      Behandlung: Leichte Fälle heilen oft von selbst. Ab Grad III ist meist eine Operation nötig, um Folgeschäden zu vermeiden.

Wie entsteht eine Fehlstellung der Patella bei Hunden?

Die Kniescheibe (Patella) ist ein scheibenförmiger Knochen, der vor dem Kniegelenk des Hundes liegt. Eine Luxation bedeutet eine Verrenkung oder Verlagerung, sprich die Kniescheibe verschiebt sich aus ihrer Position heraus. Dies ist sehr schmerzhaft für den Hund und er kann nicht mehr oder kaum mehr auftreten. Darum zieht der Hund das betroffene Bein hoch und läuft auf drei Beinen weiter. Oft begleitet von einem schmerzhaften Fiepen.

Aufgrund ihrer meist nicht geraden Hinterbeine sind Kleinstrassen, wie Yorkshire Terrier, am häufigsten betroffen. Durch die Fehlstellung kommt es zu einem vermehrten Zug auf die Patellasehne und damit auf die Innenseite der Kniescheibe des Hundes. Dies kann dazu führen, dass die Kniescheibe nach innen herausspringt. Seltener kommt es auch zu einer Luxation der Patella nach außen. Aber auch große Hunde können hauptsächlich im Wachstum oder nach Unfällen oder in hohem Alter davon betroffen sein.

Oft werden Lipome bei übergewichtigen Hunden durch das Streicheln von Haltern zufällig festgestellt. - Pixabay

Welche Ursachen führen bei Hunden zur Luxation der Kniescheibe?

Es gibt mehrere Ursachen. Hier sind die häufigsten:

  • Eine nicht gerade Knochenachse bei Zwergrassen.
  • Fehlbildungen am Knie (zu flache Gleitrinne für die Kniescheibe).
  • Der Hund hatte einen Unfall mit Bänderrissen am Knie.
  • Gelenkverschleiß bei alten Hunden (Arthrosen).

Verändertes Gangbild – Welche Symptome treten auf?

Das auffälligste Symptom ist das plötzliche auf drei Beinen laufen. Es tritt vor allem bei kleinen Hunden auf. Der Hund hält das betroffene Hinterbein hoch, manchmal temporär, manchmal dauerhaft. Große und schwere Hunde lahmen oft sehr stark, heben das Bein aber nicht hoch. Manchmal kommt es aber auch nur zu einer leichten Lahmheit. Dies ist vor allem der Fall, wenn die Patellaluxation an beiden Knien vorkommt. Dann sieht der Halter einen verkürzten, sehr steifen Gang bei seinem Hund.

Die Patellaluxation beim Hund wird in verschiedene Schweregrade unterteilt – von Grad I bis IV. Diese Einteilung erklärt, warum die Symptome je nach Ausprägung stark variieren können.

●      Grad I: Die Kniescheibe beim Hund springt selten heraus und kehrt innerhalb sehr kurzer Zeit ohne Unterstützung wieder in ihre normale Position zurück. Der Hund zeigt selten Symptome und wenn, dann nur sehr kurz. Dieser Grad fällt vielen Hundehaltern gar nicht auf und ist oft ein Zufallsbefund.

●      Grad II: wie Grad I, nur dass die Patella erst nach einige Zeit zurückspringt. Dieser Grad ist verantwortlich für das häufig auftretende auf drei Beinen laufen für mehrere Schritte.

●      Grad III: Die Patella springt nicht mehr von selbst zurück, kann jedoch vom Tierarzt manuell zurückgeschoben werden. Sie springt aber sehr schnell wieder heraus beim Laufen. Bei den betroffenen Hunden ist meist eine deutliche Fehlstellung in den Hinterbeinen zu sehen.

●      Grad IV: Die Kniescheibe ist dauerhaft verschoben und kann auch nicht mehr in ihre ursprüngliche Position geschoben werden. Betroffene Hunde haben meist eine sehr starke Fehlstellung der Hinterbeine. Ebenfalls kann eine solche dauerhafte Symptomatik durch einen Unfall mit Bänderrissen ausgelöst werden.

Schweregrade der Patellaluxation beim Hund

Grad

Beschreibung

Rückverlagerung der Patella

Symptome

I

Seltenes Herausspringen

Spontan, ohne Hilfe

Kaum oder keine Symptome

II

Gelegentliches Herausspringen

Verzögert oder manuell

Temporäres Laufen auf drei Beinen

III

Häufige Luxation

Nur manuell, springt aber wieder heraus

Deutliche Lahmheit, Fehlstellung sichtbar

IV

Dauerhafte Luxation

Nicht mehr möglich

Starke Fehlstellung, dauerhafte Lahmheit

Wenn der Hundehalter den Verdacht hat, dass eine Patellaluxation bei seinem Hund vorliegt, dann sollte der Hund dem Tierarzt vorgestellt werden. Je länger diese unbehandelt bleibt, umso größer ist das Risiko für Spätfolgen wie einer Arthrose des Kniegelenks. Auch die Bänder oder der Meniskus können dauerhaften Schaden nehmen.

Wie erfolgt die Diagnosestellung beim Tierarzt?

Der Tierarzt kann die Diagnose hier schon allein durch das Abtasten und Untersuchen des Kniegelenks Hundes stellen. Dennoch ist ein Röntgenbild empfehlenswert. Ein Röntgenbild zeigt mögliche Arthrosen und den Schweregrad der Luxation. Bei starken Fehlstellungen (Grad IV) hilft ein CT, die Knochenstellung genau zu beurteilen und die OP optimal zu planen.

Behandlung – Wann muss die Patella operiert werden?

Viele Hundehalterinnen und Hundehalter stellen sich bei einer Patellaluxation die Frage: OP ja oder nein? Entscheidend ist hier der Schweregrad. Bei Grad I genügt meist eine vorübergehende Schonung, Leinenzwang für den Hund, sowie die Gabe von Schmerzmitteln, um das Kniegelenk des Hundes zu entlasten.

Patellaluxationen Grad II lassen sich oft ohne Operation behandeln. Der Tierarzt bringt die Kniescheibe per Hand wieder in Position und stabilisiert das Kniegelenk mit einer Schiene.

Ab Grad III ist eine Operation jedoch meist unumgänglich. Sie verhindert dauerhafte Schäden durch die ständige Fehlbelastung des Gelenks. Vererbte Fehlstellungen, erbliche Veranlagung, Ernährungsmangel im ersten Lebensjahr oder der natürliche Verschleiß der Gelenke schwächen die Knochen zusätzlich.

Ziel der Operation ist es, die Beweglichkeit zu sichern und das Knie langfristig zu stabilisieren – besonders bei Hunden mit genetischer Vorbelastung und häufigen Luxationen. Je früher eine passende Behandlung erfolgt, desto besser bleiben Beweglichkeit und Lebensqualität erhalten.

„Frühe chirurgische Behandlung wird empfohlen, insbesondere bei Hunden mit höherem Körpergewicht und höherem MPL-Grad, um Knorpelerosion und sekundäre Arthrose zu verhindern.“ – AJVR, 2024

Mit der Hundekrankenversicherung von Santévet sind Sie bei vielen medizinischen Behandlungen finanziell gut abgesichert. So können Sie sich voll auf die bestmögliche Versorgung Ihres Hundes konzentrieren. Bitte beachten Sie, dass bestimmte Erkrankungen – darunter auch die hier beschriebene, die bei Hunden häufig durch vererbte Fehlstellungen entsteht – vom Versicherungsschutz ausgeschlossen sein können.

Was hilft wirklich? – Wie gut sind die Chancen nach der Operation?

Bei einer Patellaluxation ist die Heilungsdauer nach einer Operation etwa sechs Wochen. In dieser Zeit darf der Hund keine Treppen laufen und nicht herumspringen. Es herrscht Leinenzwang. Nach sechs Wochen sollte noch einmal ein Kontrollröntgen stattfinden.

Da es eine der häufigsten Kniegelenkserkrankungen beim Hund ist, gibt es viel Erfahrung mit dem Erfolg einer OP. Eine Studie mit 62 Hunden und 76 operierten Knien zeigt: Über 90 % der Hunde laufen nach einer Operation der Patellaluxation wieder gut oder sehr gut – und das auch noch Jahre später. Besonders gute Ergebnisse gab es bei leichteren Fällen (Grad II), hier waren es 96 % der Hunde.

Bei schwereren Problemen (Grad III und IV) war der Erfolg etwas geringer – aber auch hier half die OP in den meisten Fällen. Nur etwa 9 % der Hunde hatten leichte Komplikationen wie vorübergehendes Humpeln. Die Luxation kehrte nur in 5 von 76 Fällen zurück, meist bei sehr schweren Ausprägungen.

Gut zu wissen: Eine Physiotherapie kann im Anschluss nach der Patellaluxation mit Übungen helfen, Spätfolgen zu reduzieren. Auch knorpelaufbauende Medikamente sind hier hilfreich, um Arthrosen vorzubeugen.

Prognose – Kann mein Hund mit Patellaluxation leben?

Die Prognose nach einer Patellaluxation mit Operation ist gut bis zu einem Grad III. Bei einem Grad IV mit starker Fehlstellung der Hinterbeine wird sie deutlich schlechter. Grad I und II haben hingegen sehr gute Prognosen. Bei jungen Hunden verwächst sich die Problematik häufig noch.

Grundsätzlich gilt: Je früher behandelt wird, umso besser die Heilungschancen und umso geringer mögliche Spätfolgen. Zwar haben kleine Hunderassen deutlich häufiger Probleme mit Patellaluxationen, aber sie haben dennoch die deutlich bessere Heilungsprognose.

Kann der Halter Knie-Problemen bei Hunden vorbeugen?

Ein Hundehalter kann kaum vorbeugen, da die Ursache meist entweder genetisch ist oder unfallbedingt. Gerade bei großen Hunderassen kann es aber hilfreich sein, die Hunde im Wachstum nicht zu stark zu belasten.

Tipp von Santévet: Achten Sie auf das Gewicht Ihres Hundes. Auch geringes Übergewicht kann das Risiko für Knieschäden deutlich erhöhen – gerade bei kleinen Rassen.

Herausgegeben von

Martin Walter

Redaktion

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Quellen:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30050864/

https://avmajournals.avma.org/view/journals/ajvr/85/11/ajvr.24.07.0190.xml