Das Wichtigste in Kürze (TL;DR):
● Gelegentliches gelbes Erbrechen ist meist harmlos, oft wegen leerem Magen.
● Häufiges Erbrechen sollte vom Tierarzt untersucht werden – mögliche Ursachen: Reflux, Magenprobleme, Lebererkrankung.
● Behandlung erfolgt je nach Ursache: Futterumstellung, Medikamente oder weitergehende Diagnostik.
Ursachen – Warum erbricht Ihr Hund gelben Schleim?
Die Gallenflüssigkeit entsteht in der Leber, wird in der Gallenblase gesammelt und bei Bedarf in den Dünndarm ausgeschüttet. Die Ausschüttung erfolgt nach einer Nahrungsaufnahme und in geringen Mengen auch kontinuierlich. Die im Gallensaft enthaltenen Gallensäuren sind essenziell für die Fettverdauung. Sie aktivieren Verdauungsenzyme und lösen Fette aus der Nahrung, um diese für den Abbau und die Aufnahme aus dem Darm vorzubereiten.
Der Gallensaft besteht zu mindestens 80 Prozent aus Wasser. Der Rest setzt sich unter anderem zusammen aus Gallensalzen, Lipiden, Enzymen, Abfallstoffen aus der Leber und Hormonen. Gelbe Galle oder grünliche Galle entstehen durch die Gallenfarbstoffe Bilirubin und Biliverdin (Abbauprodukte des Blutfarbstoffs Hämoglobins).
Normalerweise schließt der Magenpförtner (Pylorus) den Magen zum Dünndarm hin ab. Die Öffnung des Muskels erfolgt nur für den Weitertransport von Nahrungsbrei vom Magen in den Darm. Nahrungszusammensetzung, pH-Wert im Magen und Druckverhältnisse haben einen Einfluss auf den Öffnungs- und Schließmechanismus. Bei leerem Magen ist der Pylorusmuskel entspannt.
Erbricht der Hund gelbe Galle, hat ein Rückfluss der Galle vom Dünndarm in den Magen stattgefunden. Dies passiert, wenn der Pylorus nicht richtig schließt. Gründe dafür können Motilitätsstörungen des Magens und des Darms sein, aber auch die Stärke des Brechreizes selbst. Zudem kommen Geschwüre oder Vernarbungen am oder im Bereich um den Magenpförtner infrage.
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Mein Hund erbricht gelbe Flüssigkeit – Was ist zu tun?
Ein Hund erbricht Galle zum Beispiel aufgrund längerer Nüchternheit. Sind keine Nahrungsreste in Magen oder Dünndarm vorhanden, wird bei einem Brechreiz entweder weißer (Magensaft) oder gelblicher Schaum (Magen- und Gallensaft) hervorgewürgt.
Diese Art von Erbrechen tritt häufig morgens oder in der Nacht auf, wenn das Futter vom Abend bereits verdaut wurde. Typische Anzeichen für Erbrechen sind Taumeln, rhythmisch-pressende Bauchbewegungen und starkes Würgen.
Gründe für Übelkeit bei Hunden
Generell können folgende Gründe für einen Brechreiz beim Hund verantwortlich sein:
Ursache |
Beschreibung |
Leerer Magen |
Gelbes, schaumiges Erbrechen bei längerer Nüchternheit; tritt häufig morgens auf und ist meist harmlos. |
Magen- und Verdauungsstörungen |
Gallenhaltiges Erbrechen durch Reizung, verdorbene Nahrung, Gras oder Fremdkörper. Vorsicht bei möglicher Magen-Darm-Blockade. |
Gastritis |
Entzündung der Magenschleimhaut, ausgelöst durch Infektionen, Parasiten, Futterunverträglichkeit oder Stress; führt zu wiederholtem, oft gelbem Erbrechen. |
Lebererkrankungen |
Erbrechen durch gestörte Galleverarbeitung oder Giftstoffe im Blut (z. B. Medikamente); Hinweis auf mögliche Leberfunktionsstörung. |
Bilious Vomiting Syndrome (BVS) |
Tritt meist morgens bei nüchternem Magen auf. In einer Studie besserten sich 60 % der Hunde durch kleine, späte Mahlzeiten und Medikamente. BVS ist eine Ausschlussdiagnose. |
Hund erbricht mehrmals nach dem Essen, ist aber fit – was tun?
Erbricht der Hund einmalig und würgt nur wenig Flüssigkeit, Schleim oder Nahrungsbrei hervor, muss nicht gleich der Tierarzt aufgesucht werden. Manchmal erbricht der Hund auch zwei- oder dreimal hintereinander in kurzen Abständen. Auch dies muss nicht als besorgniserregend erachtet werden, wenn der Hund sich sonst normal verhält und gesund erscheint.
Häufig sind Übelkeit und Erbrechen nach einigen Minuten wieder vorbei. Sobald der Hund Futter zu sich nimmt, die Nahrung in den Magen gelangt, sich mit dem Magensaft vermischt und in Richtung Dünndarm weitertransportiert wird, reguliert sich die gestörte Verdauung in der Regel wieder.
„Bei Hunden, die ausschließlich Erbrechen als Symptom zeigen und einen guten Allgemeinzustand haben, könnten weiterführende Untersuchungen wenig Nutzen bringen – diese Tiere können sich allein durch symptomatische Behandlung erholen.“ (Holzmann et al., 2023, Frontiers in Veterinary Science)
Tipp von Santévet: Tritt galliges Erbrechen wiederholt auf, hilft es oft, die Futterration auf mehrere kleine Portionen über den Tag zu verteilen. Der Hund sollte bis zu fünf Mahlzeiten bekommen, eine davon abends kurz vor dem Schlafengehen, damit die Nüchternphase nicht zu lange andauert.
Bringt die Futterumstellung keinen Erfolg und bleiben der Reflux und das Erbrechen bestehen, kann die Galle die Magenwand angreifen und schädigen. In dem Fall sollte der Hund zur Abklärung in einer Tierarztpraxis vorgestellt werden. Nach Ermessen des Tierarztes können motilitätsfördernde Medikamente sowie ein Schleimhautschutz verordnet werden und Erleichterung verschaffen.
Darf mein Hund Gras fressen?
Erbrechen ist auch ein Reinigungsmechanismus, um unbekömmliches Futter oder unverdauliche Bestandteile aus dem Verdauungstrakt zu befördern. Ein Hund frisst Gras, aus eben diesem Grund. Erbricht er danach, kommen unter anderem Haarknäuel, unverdaute Nahrungsbestandteile oder Fremdkörper mit dem Gras wieder zum Vorschein.
Hunde dürfen Gras fressen, denn mit dem Gras nehmen sie Rohfaser auf, die zu einer gesunden Verdauung beiträgt. Lediglich unbekömmliche Gräser oder besonders lange oder scharfe Gräser, die zum Verschlucken oder zu Verletzungen führen könnten, sollten gemieden werden.
Frisst ein Hund allerdings sehr viel Gras, erbricht oft, speichelt oder schmatzt häufig und zeigt sich zudem lustlos und schlapp, deutet dies auf ein Problem hin. Magenschleimhautentzündungen kommen auch bei Hunden vor, zum Beispiel aufgrund von Stress, Futtermittelunverträglichkeiten, Infektionen oder Fremdkörpern, und sollten immer abgeklärt werden.
Hund erbricht regelmäßig Galle – Besuch beim Tierarzt
Erbricht ein Hund häufig oder reguliert sich das gallige Erbrechen mit dem veränderten Fütterungsmanagement nicht, sollte der Hund einem Tierarzt vorgestellt werden. Dieser wird zunächst eine Allgemeinuntersuchung durchführen, Fragen zur Fütterung stellen sowie eine Kotuntersuchung auf Darmparasiten einleiten.
Ablauf einer Untersuchung beim Tierarzt
- Anamnese und klinische Untersuchung: Der Tierarzt bzw. die Tierärztin wird zuerst eine Anamnese durchführen, indem er/sie den Besitzer bzw. die Besitzerin nach den Symptomen, der Ernährung des Hundes, möglichen Expositionen gegenüber Giftstoffen oder anderen relevanten Informationen fragt. Anschließend wird eine klinische Untersuchung durchgeführt, um den Zustand des Hundes zu beurteilen.
- Diagnostische Tests: Je nach den vorliegenden Symptomen und der klinischen Untersuchung können verschiedene diagnostische Tests durchgeführt werden. Dazu gehören Blutuntersuchungen, um auf Anzeichen von Infektionen, Entzündungen oder Organerkrankungen zu prüfen, sowie Bildgebung wie Röntgenaufnahmen oder Ultraschall, um den Zustand der inneren Organe zu beurteilen oder Fremdkörper zu finden.Zeigt sich der Hund im Allgemeinbefinden vermindert oder hat er Fieber, ist außerdem eine Blutuntersuchung sinnvoll. Diese gibt Hinweise auf Entzündungen oder Erkrankungen, die für den Brechreiz verantwortlich sein können.Führen diese Maßnahmen zu keinem Ergebnis und sollen die Magen-Darm-Schleimhäute direkt betrachtet werden, kann dies mit einer Endoskopie geschehen. Eine Gastritis, entzündliche Darmerkrankungen oder Tumore lassen sich so ausschließen oder definitiv nachweisen.
- Stuhlanalyse: Eine Stuhlanalyse kann durchgeführt werden, um auf Anzeichen von Parasiteninfektionen oder anderen Magen-Darm-Erkrankungen zu prüfen.
Nach einer eingehenden Untersuchung wird Ihr Praxisteam Ihnen eine Diagnose stellen und mit Ihnen das weitere Vorgehen besprechen. Sollten Sie Fragen haben, oder sich der Zustand Ihres Hundes dramatisch verändern, zögern Sie nicht, den behandelnden Tierarzt erneut zu kontaktieren.
Behandlungsmöglichkeiten bei Magenverstimmung
Die Behandlung richtet sich nach der Diagnose. Antibiotika können etwa bei einer Infektion verschrieben werden, Magenschutzmittel bei einer Magenschleimhautentzündung oder eine Operation bei einer Blockierung im Magen-Darm-Trakt.
Medikamente bei Gastritis und Infektionen
Bei einer Gastritis kann der Tierarzt bzw. die Tierärztin Medikamente verschreiben, um die Magensäure zu reduzieren und die Schleimhaut zu schützen. Dies können Protonenpumpenhemmer, Antazida oder Magenschutzmittel sein. Außerdem kann eine spezielle Diät empfohlen werden, um den Magen zu beruhigen. Wenn eine bakterielle oder virale Infektion diagnostiziert wird, kann der Tierarzt bzw. die Tierärztin Antibiotika oder antivirale Medikamente verschreiben, um die Infektion zu bekämpfen.
Operationen bei Magen-Darm-Blockaden
Wenn eine Blockierung im Magen-Darm-Trakt festgestellt wird – etwa durch einen Fremdkörper, Tumor oder eine Darmeinstülpung (Invagination) –, ist in vielen Fällen eine chirurgische Entfernung notwendig. Solche Eingriffe gelten als veterinärmedizinischer Notfall, da eine unbehandelte Obstruktion schnell zu schwerwiegenden Komplikationen wie Darmdurchbruch, Bauchfellentzündung (Peritonitis) oder Sepsis führen kann.
Je nach Lage und Ursache der Obstruktion kann die Operation minimal-invasiv (z. B. per Endoskopie bei Fremdkörper im Magen) oder klassisch chirurgisch (Bauchöffnung und Enterotomie/Resektion) erfolgen. Die Prognose hängt wesentlich von der Schnelligkeit der Diagnose und OP sowie dem Allgemeinzustand des Hundes ab.
Flüssigkeitstherapie und spezielle Diäten
Bei Dehydratation aufgrund von wiederholtem Erbrechen kann eine Flüssigkeitstherapie erforderlich sein, um Flüssigkeitsverluste auszugleichen und den Hund zu hydratisieren. Dies kann intravenös (über eine Vene) oder subkutan (unter die Haut) erfolgen. In einigen Fällen kann eine spezielle Diät empfohlen werden, um den Magen zu schonen und den Heilungsprozess zu unterstützen. Dies kann eine leicht verdauliche Diät oder eine Diät mit besonderen Nahrungsmittelbestandteilen sein, je nach den Bedürfnissen des Hundes.
Es ist wichtig, die Anweisungen des Tierarztes genau zu befolgen und regelmäßige Nachsorgetermine einzuhalten, um sicherzustellen, dass der Hund die Behandlung gut verträgt und sich sein Zustand verbessert.
Quellen:
https://www.hillspet.ch/de-ch/dog-care/healthcare/causes-of-dog-vomiting
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27008323/
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9933778