Anaplasmose des Hundes erkennen und behandeln

Wenn der Hund plötzlich schlapp ist oder unter Fieber leidet und kürzlich von einer Zecke gebissen wurde, ist die Anaplasmose eine mögliche Ursache. Dabei handelt es sich um eine Infektion mit Erregern, die über verschiedene Zecken-Arten übertragen werden. Auch wenn viele Tiere keine Anzeichen der Hundekrankheit zeigen, sollten Hundehalter beim Aufkommen von Symptomen gleich mit einer Therapie beginnen.

Anaplasmose beim Hund
Zecken sind verantwortlich für die Übertragung von Anaplasmose beim Hund - Volodymyr Tverdokhlib / 123rf

Was ist eine Anaplasmose und wie entsteht sie beim Hund?

Die Anaplasmose ist eine verbreitete parasitäre Infektionserkrankung. Sie wird hervorgerufen von sogenannten Anaplasmen, Erregern aus der Gruppe der Rickettsien. Als Überträger von Anaplasmen sind Zecken verantwortlich. So wird die Art Anaplasma phagocytophilum von bestimmten Schildzecken verbreitet – in Europa spielt insbesondere der Holzbock eine Rolle bei der Anaplasmen-Übertragung.

Anaplasma platys hingegen wird vorrangig von der Braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) übertragen. Gefährlich werden diese Erreger, wenn sie die Granulozyten (bestimmte weiße Blutkörperchen) befallen und diese zerstören. Weitreichende Folgeschäden sind dann möglich.

Schon gewusst?
Weitere teils gefährliche Krankheiten wie die Babesiose und Borreliose werden ebenfalls durch einen Befall von Zecken ausgelöst.

Verbreitung: Wo kommen Anaplasmen vor?

Anaplasma phagocytophilum findet man überall dort, wo auch der Holzbock verbreitet ist. Dazu gehören viele europäische Länder wie Österreich, Holland, Frankreich und die Schweiz, aber auch Deutschland mit einer Befallsrate von zwei bis fünf Prozent. Regional liegt die Befallsrate bei bis zu neun Prozent. Besonders häufig betroffen von der Anaplasmose sind Bereiche in Süddeutschland.

Wie macht sich die Anaplasmose bei Hunden bemerkbar?

Viele Hunde tragen Anaplasmen in ihrem Körper, ohne dass sie sichtlich erkranken. Es wird davon ausgegangen, dass in Deutschland etwa ein Drittel der Hundepopulation bereits mit Anaplasmen in Kontakt gekommen ist, ohne eine Erkrankung zu zeigen. Warum dies so ist, wurde noch nicht abschließend geklärt, doch fest steht, dass einige Hunde die Infektion selbst bekämpfen können.

Kommt es aber zum Ausbruch der Erkrankung, ist eine Behandlung notwendig.

Symptome einer Anaplasmose sind:

  • Fieber
  • Allgemeines Unwohlsein
  • Müdigkeit, Bewegungsunlust
  • Erbrechen und Durchfall
  • Gewichtsverlust
  • Blutungen, beispielsweise Nasenbluten, Zahnfleischbluten
  • Lahmheit und andere neurologische Auffälligkeiten (Krämpfe, Gleichgewichtsstörungen usw.)

Wie diagnostiziert der Tierarzt eine Infektion mit Anaplasmen bei Hunden?

Um eine Infektion mit Anaplasmen beim Hund zu diagnostizieren, entnimmt der Tierarzt Blut und schickt dieses in ein Labor. Dort wird das Blut entweder auf Antikörper gegen den Erreger untersucht oder es findet eine Thrombozyten-Messung statt.

Die Thrombozyten (Blutplättchen) liegen bei einer ausgeprägten Anaplasmose oft in niedriger Anzahl vor, wenn es zu inneren Blutungen kommt. Ein negativer Test gibt hier allerdings keinen sicheren Hinweis darauf, dass keine Erkrankung vorliegt. Der Antikörper-Test liefert zuverlässigere Ergebnisse, insbesondere wenn es zu einem chronischen Verlauf der Erkrankung kommt.

Die Antikörper liegen allerdings erst mehrere Wochen nach der eigentlichen Infektion im Blut vor, weshalb dieser Test auch erst dann sinnvoll ist. Allerdings kommt es oft erst in dieser Zeit zu wahrnehmbaren Symptomen beim Hund. Kurz nach der Infektion sind die Anaplasmen auch unter dem Mikroskop direkt im Blut sichtbar.

Welche Therapie hilft gegen die Anaplasmose des Hundes?

Zur Therapie der Anaplasmose beim Hund kommt ein Antibiotikum mit dem Wirkstoff Doxycyclin zum Einsatz. Dieses hat die Aufgabe, die Anaplasmen zu zerstören und ihre Verbreitung im Organismus zu stoppen.

Dieses Antibiotikum kann die Schleimhäute des Hundes reizen, insbesondere die Magenschleimhaut. Daher sollte der Hund das Medikament immer nach einer Mahlzeit erhalten und nicht auf leeren Magen.

Je nachdem, welche Beschwerden die Anaplasmose des Hundes begleiten, sind weitere symptomatische Behandlungsmaßnahmen nötig. Bei schweren inneren Blutungen helfen Bluttransfusionen, den Blutspeicher wieder aufzufüllen.

Ein erhöhter Flüssigkeitsverlust, etwa durch Durchfall oder Erbrechen, lässt sich durch Infusionen mit Kochsalzlösung wieder ausgleichen. Gegebenenfalls kommen außerdem Schmerzmittel oder fiebersenkende Präparate zum Einsatz. In manchen Fällen genügt die einmalige Antibiotikatherapie über einen Zeitraum von mehreren Tagen aus, um die Anaplasmen im Hundekörper zu zerstören und die Gesundheit des Hundes wiederherzustellen.

Aktuell gehen Forscher aber davon aus, dass die Erreger sich von dem Antibiotikum nicht komplett eliminieren lassen. Daher empfiehlt sich eine Verlaufskontrolle der Anaplasmose-Therapie, ein sogenanntes Monitoring. Dafür wird alle sechs bis zwölf Monate ein Blutbild ins Labor geschickt, um ein erneutes Aufflammen der Infektion zu erkennen und gegebenenfalls zu behandeln.

Wie sieht die Prognose der Anaplasmose beim Hund aus?

Erfolgt die Behandlung der Anaplasmose beim Hund frühzeitig nach dem Auftreten der ersten Symptome, ist die Prognosegrundsätzlichgünstig. Fortgeschrittene Anaplasmosen, die erst spät behandelt werden, zeigen oft eine ungünstigere Prognose für die restliche Lebenserwartung, da die Folgeschäden bereits schwerer sind.

Daher ist es wichtig, die Anaplasmose des Hundes möglichst früh zu erkennen und zu behandeln – oder im besten Fall eine gute Prophylaxe zu betreiben, sodass es gar nicht erst zur Infektion kommt.

Wie können Hundehalter einer Anaplasmose vorbeugen?

Eine Impfung gegen Anaplasmose existiert zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Im Mittelpunkt der Vorbeugung einer Anaplasmose steht daher die Zeckenprophylaxe, die gleichzeitig dem Schutz vor anderen zeckenübertragenen Erkrankungen wie der Babesiose beim Hund dient.

Zur richtigen Prophylaxe zählt einerseits die Verhaltensprophylaxe: Hundehalter sollten Gebiete mit hohem Zeckenaufkommen möglichst vermeiden. Darüber hinaus empfiehlt sich eine entsprechende Zeckenprophylaxe mithilfe von Kautabletten, Spot-ons oder Halsbändern, die Wirkstoffe enthalten, welche die Parasiten vom Blutsaugen abhalten oder diese frühzeitig abtöten. Die meisten Wirkstoffe gegen Zecken sind darüber hinaus gegen Flöhe und bestimmte Mücken wirksam, die ebenfalls Krankheitserreger übertragen. Daher ist der Hund mit der richtigen Parasiten-Prophylaxe gleich mehrfach geschützt.

Tipp:
Die Hundekrankenversicherung von SantéVet enthält eine jährliche Pauschale für Vorsorgemaßnahmen beim Hund. Dazu zählt auch der Schutz vor Parasiten.

Hat sich doch eine Zecke festgebissen, sollten Hundebesitzer diese schnellstmöglich entfernen. Denn die meisten Parasiten überträgt die Zecke erst 36 bis 48 Stunden nach dem Festbeißen in den Organismus des Vierbeiners. Daher gilt besonders in der Zeckenzeit: den Hund nach jedem Spaziergang oder Aufenthalt im Freien gründlich nach Zecken absuchen und diese gleich entfernen, um eine Infektion mit Anaplasmen oder anderen Parasiten zu vermeiden.

Hundehalter, die einen Aufenthalt in besonders gefährdeten Gebieten planen, sollten vorher einen Tierarzt auf die nötigen Schutzvorkehrungen ansprechen. Dieser wird entsprechende Präparate empfehlen, die bei der Vorbeugung eines Zecken- und Anaplasmose-Befalls unterstützen.

Herausgegeben von

Martin Walter