Wenn die Katze sabbert – Ursachen, Diagnose und Therapie

Wenn die Katze sabbert, wird das auch als vermehrtes Speicheln oder Hypersalivation bezeichnet. Es gibt zahlreiche Gründe, warum eine Katze speichelt. Diese reichen von harmlosen Ursachen wie der Vorfreude auf das Futter bis zu schweren Erkrankungen der inneren Organe. Ist die Ursache unklar und wird eine Erkrankung vermutet, sollte die Mieze in einer Tierklinik untersucht werden.

Das Wichtigste in Kürze (TL;DR) :

●      Es gibt verschiedene Ursachen: harmlos (z. B. Entspannung, Zahnwechsel) oder krankhaft (Zahnprobleme, Vergiftungen, Organleiden, Infektionen).

●      Diagnose: Tierarztuntersuchung von Maul, Blutwerten und Organen ist entscheidend.

●      Therapie: Behandlung der Grunderkrankung, begleitend Maulpflege.

Wie Speichel entsteht – ein Blick auf die Physiologie

„Ptyalismus (auch Hypersalivation oder selten Sialorrhoe genannt) wird als krankhafte Überproduktion von Speichel definiert. Er kann auch als vermehrte Speichelmenge in der Maulhöhle beschrieben werden, die entweder durch eine verminderte Entfernung des Speichels (z. B. Unfähigkeit, Speichel zurückzuhalten, oder Probleme beim Schlucken) verursacht ist.“ (Kook, 2020 )

Speichel wird von mehreren Speicheldrüsen gebildet, darunter Ohrspeichel-, Unterkiefer- und Unterzungendrüse. Seine Produktion steht unter der Kontrolle des autonomen Nervensystems: Der Parasympathikus stimuliert die Abgabe von reichlich dünnflüssigem Speichel, während der Sympathikus dickflüssigeren, schleimhaltigen Speichel fördert. So erklärt sich, warum Katzen bei Stress oft zähflüssiger sabbern, während Übelkeit oder Futterreize zu vermehrtem, wässrigem Speichel führen. Schon die Speichelkonsistenz kann also Hinweise auf die Ursache liefern.

Die Katze sabbert extrem – was bedeutet krankheitsbedingter Speichelfluss?

Hypersalivation ist der Oberbegriff für übermäßiges Speicheln. Wenn eine Katze sabbert, passiert dies entweder aufgrund einer verstärkten Produktion von Speichel (Ptyalismus) durch die Speicheldrüsen oder dadurch, dass der vorhandene Speichel nicht abgeschluckt werden kann (Pseudoptyalismus).

Ein Pseudoptyalismus tritt häufiger auf als der Ptyalismus. Der Grund für die Unfähigkeit, den Speichel abzuschlucken, sind meist Schmerzen. Prozesse in der Maulhöhle, die Schmerzen verursachen, können sein:

  • Zahnfleisch- oder Zahnerkrankungen
  • Erkrankungen der Kieferknochen
  • Entzündungen der Maulhöhle oder des Rachens
  • Fremdkörper im Maul
  • Verletzungen
  • Verbrennungen

●      Tumore im Mundraum (Wucherungen), Abszesse oder Granulome

Außer durch Zahnfleischerkrankungen können Entzündungen in der Maulhöhle durch eine Vielzahl von anderen Erkrankungen entstehen. Dazu gehören die Viruserkrankungen der Katze, immunbedingte Krankheiten, Nierenerkrankungen, aber auch Intoxikationen.

Schon gewusst? Weitere Ursachen für Schluckstörungen, die nicht unbedingt mit Schmerzen verbunden sein müssen, sind Funktionsstörungen der Nerven oder Muskelerkrankungen.

Der Ptyalismus, die vermehrte Speichelproduktion, tritt dagegen häufig aufgrund von Übelkeit auf. Übelkeit kann im zentralen Nervensystem und durch Reizung des vegetativen Nervensystems entstehen. Neurologische Erkrankungen, Angstzustände, Stress oder manche Medikamente führen zu Übelkeit, aber auch Magendehnungen, unverträgliches Futter sowie Erkrankungen des Verdauungstrakts und anderer Organsysteme.

Erkrankungen des Verdauungstrakts

Sind die Schleimhäute des Verdauungstrakts entzündet, kann dies Übelkeit mit starker Speichelproduktion bewirken. Gründe für Schleimhautentzündungen sind vielfältig.

Recht häufig kommen vor:

  • Infektionserkrankungen (Bakterien, Viren, Parasiten, Pilze)
  • Fressen von verdorbenem Futter
  • Reizung durch Fremdkörper
  • Reizungen durch verordnete Medikamente
  • Geschwüre oder Tumore
  • Speiseröhrenerkrankungen

●      Aufnahme von Giftpflanzen oder anderen giftigen Substanzen

Bei Erkrankungen der Leber und einer unzureichenden Entgiftungsfunktion des Organs sammeln sich Stoffe an, die toxisch auf das Zentralnervensystem wirken. Dies kann eine Vielzahl von neurologischen Symptomen auslösen, aber auch Übelkeit und starkes Speicheln bei der Samtpfote.

Speicheln als Symptom von Vergiftungen

Die Katze versucht auch, Gifte aus ihrem Körper zu entfernen, indem sie mehr speichelt. Diese Stoffe sind zum Beispiel bestimmte giftige Pflanzen wie Aloe vera oder Efeu, Putzmittel und Schneckenkorn. In der Regel treten Vergiftungserscheinungen auf, wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Zittern oder sogar Lähmungen. Vergiftungen, auch wenn man sie nur vermutet, sind ein Notfall. Bitte wenden Sie sich umgehend an einen Tierarzt bzw. eine Tierärztin oder einen tierärztlichen Notdienst.

Niereninsuffizienz als Ursache

Vor allem viele ältere Stubentiger leiden an einer chronischen Nierenerkrankung. Ähnlich wie bei Lebererkrankungen kommt es durch den Funktionsausfall der Nieren zu einer Anreicherung von Giftstoffen im Blut. Im Fall der Nieren spricht man von einer Urämie oder „Urinvergiftung“.

Dies kann nicht nur Übelkeit und Erbrechen, sondern auch schmerzhafte Läsionen in der Maulhöhle hervorrufen.

Andere Ursachen für plötzlichen Speichelfluss

Neben den genannten Gründen kommen noch andere Ursachen für eine Hypersalivation bei der Katze infrage:

  • Erkrankungen der Speicheldrüsen
  • Hyperthermie (Überhitzung)
  • Krampfen/Epilepsie
  • Tollwut, Tetanus oder Botulismus
  • Dirofilariose (Herzwurmerkrankung)
  • Gleichgewichtsstörung (z. B. durch Polypen oder Ohrentzündungen)

Tipp von Santévet: Wenn Sie Ihrer Katze aktuell Medikamente geben, kann das vermehrte Sabbern auch eine Nebenwirkung sein. Insbesondere Antibiotika, aber auch Impfungen können dazu führen. Sollte dies der Fall sein, fragen Sie am besten bei Ihrem Praxisteam nach, ob es sich um eine zu erwartende Nebenwirkung handelt.

Darüber hinaus spielen auch neurologische und metabolische Ursachen eine Rolle. Störungen im Hirnstamm können die Schluckbewegungen beeinträchtigen, sodass Speichel nicht mehr richtig abgeschluckt wird. Auch Elektrolytverschiebungen, insbesondere Hypokaliämie (Kaliummangel), sind als Auslöser beschrieben. Sie können den Muskeltonus im Rachenraum verändern und indirekt Sabbern hervorrufen.

Katze sabbert dickflüssig aus dem Maul

Verliert die Katze Flüssigkeit aus dem Maul und ist diese dickflüssiger als normaler Speichel, kann es sein, dass sich andere Flüssigkeiten oder Sekrete mit dem Speichel vermischt haben. Dabei kann es sich um Eiter handeln (z. B. bei Zahnerkrankungen oder Abszessen) oder um Erkältungssekrete (z. B. bei einer Infektion mit Katzenschnupfen). Eine Abklärung in der Tierarztpraxis sollte erfolgen.

Harmlose Ursachen – Katzen können vor Freude speicheln

Einige Katzen verlieren Speichel aus dem Maul, wenn sie ausgiebig schnurren. Normalerweise handelt es sich dabei aber nicht um eine übermäßige Speichelproduktion und das Speicheln hört auf, sobald die Mieze anderen Beschäftigungen nachgeht.

Schon gewusst? Tropft der Katze beim Streicheln oder im Schlaf Speichel aus dem Maul, ist das kein Grund zur Sorge. Dies kann passieren, wenn die Katze sehr entspannt ist.

Eine weitere harmlose Ursache für vermehrten Speichelfluss der Katze ist der Zeitraum des Übergangs vom Milchgebiss zum Erwachsenengebiss der Katze. Dieser Zahnwechsel erfolgt in der Regel nach 4 bis 6 Monaten.

Ein physiologischer Grund für eine vermehrte Speichelproduktion ist, wie bei Hunden, das Wahrnehmen von Futter durch den Geruchs-, Tast-, Geschmacks- oder Sehsinn sein. Auch das Öffnen der Kühlschranktür oder der Futterdose kann die Speichelproduktion anregen, da die Katze gelernt hat, diese Geräusche mit der Fütterung zu verbinden. Wird die Katze immer zur selben Zeit gefüttert, kann allein die Tageszeit die Speichelproduktion in Gang setzen.

Katze sabbert – Stress oder ernstzunehmende Warnzeichen?

Sabbern bei Katzen kann ganz unterschiedliche Gründe haben – von völlig harmlosen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Während manche Katzen beim Kuscheln, im Schlaf oder aus Vorfreude auf ihr Futter speicheln, können andere Ursachen wie Zahnerkrankungen, Vergiftungen oder Organleiden gefährlich werden. Eine tierärztliche Abklärung ist vor allem dann wichtig, wenn das Sabbern plötzlich, stark oder mit weiteren Symptomen wie Erbrechen, Appetitlosigkeit oder Apathie auftritt.

Harmlos

Gefährlich / Krankhaft

Entspannung beim Schnurren oder Schlaf

Zahnprobleme (Zahnstein, Zahnfleischentzündung, lockere Zähne)

Vorfreude auf Futter

Vergiftungen (Pflanzen, Putzmittel, Schneckenkorn)

Kuscheln, Streicheln, Stress (Autofahrt)

Nieren- oder Lebererkrankungen

Zahnwechsel (4.–6. Monat)

Tumore, Abszesse, Verletzungen im Maul

Duftstoffe (Katzenminze, Baldrian)

Infektionen (z. B. Katzenschnupfen, Viruserkrankungen)

Warum kommt es zu starker Salivation? Diagnosemöglichkeiten

Häufig zeigen Katzen, die aufgrund einer Erkrankung vermehrt speicheln, weitere Symptome. Leidet die Katze beispielsweise an Schmerzen im Maul, möchte sie vielleicht nicht mehr fressen, kaut nur noch einseitig oder lässt Futter aus dem Maul fallen. Bei einer systemischen Erkrankung mit Übelkeit kommt es häufig zu Appetitlosigkeit und Erbrechen. Viele Katzen zeigen zudem ein reduziertes Allgemeinbefinden.

In der tierärztlichen Praxis ist die Abgrenzung zwischen Ptyalismus (Überproduktion von Speichel) und Pseudoptyalismus (fehlendes Abschlucken) entscheidend. Während Ptyalismus meist mit systemischen Ursachen wie Übelkeit oder neurologischen Reizen verbunden ist, deutet Pseudoptyalismus häufig auf lokale Probleme im Maul- oder Rachenbereich hin. Diese Differenzierung bestimmt die weiteren diagnostischen Schritte.

Finden sich bei der Mauluntersuchung keine Auffälligkeiten, folgen Laboruntersuchungen zu Organfunktionen und Elektrolytwerten sowie bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall. Auch Medikamente müssen überprüft werden, da manche Wirkstoffe – etwa bestimmte Antikonvulsiva – vermehrtes Sabbern als Nebenwirkung haben können.

Untersuchung der Maulhöhle unter Sedierung

Der wichtigste erste Schritt ist die gründliche Untersuchung der Maulhöhle. Da Katzen sich ungern ins Maul schauen lassen, ist hierfür fast immer eine Sedierung oder Narkose notwendig. Unter Beruhigungsmitteln kann das gesamte Maul kontrolliert werden – von den Zähnen und Zahnfleischtaschen über die Zunge bis hin zum Rachen und Kehlkopf. So lassen sich selbst kleine Verletzungen, Abszesse oder Fremdkörper aufspüren, die mit bloßem Auge nicht sichtbar wären. Diese Untersuchung ist entscheidend, um lokale Ursachen sicher auszuschließen oder zu bestätigen.

Blutuntersuchung vor der Narkose

Bevor eine Narkose eingeleitet wird, erfolgt in der Regel eine Blutabnahme. Dabei prüft der Tierarzt die Organfunktionen, vor allem die von Leber und Nieren, um das Narkoserisiko einzuschätzen. Gleichzeitig liefert das Blutbild wertvolle Hinweise auf systemische Erkrankungen, die ebenfalls Hypersalivation auslösen können – etwa Infektionen, Entzündungen oder Stoffwechselstörungen. Diese Informationen helfen nicht nur, die Narkose sicher zu planen, sondern auch mögliche innere Ursachen frühzeitig zu erkennen.

Röntgendiagnostik von Kiefer und Zahnwurzeln

Viele Erkrankungen im Maulbereich sind äußerlich nicht erkennbar. Zahnwurzelentzündungen, Kieferknochenveränderungen oder tieferliegende Abszesse lassen sich erst durch Röntgenaufnahmen feststellen. Dafür werden Bilder aus mehreren Ebenen angefertigt, um alle Strukturen genau beurteilen zu können. Da die Katze dabei absolut stillhalten muss, ist eine Narkose erforderlich. Diese Diagnostik ist aufwendig, liefert aber wichtige Informationen, die für eine gezielte Behandlung unverzichtbar sind.

Bedeutung der Speichelbeschaffenheit

Die Konsistenz des Speichels kann dem Tierarzt wertvolle Hinweise auf die Ursache liefern. Dünnflüssiger Speichel tritt oft bei Übelkeit oder durch Reizung des vegetativen Nervensystems auf, während dickflüssiger, zäher Speichel häufig mit Stress oder Entzündungen einhergeht. Ist der Speichel zusätzlich verfärbt oder mit Blut oder Eiter vermischt, spricht dies für eine Infektion im Maulraum. Auch Begleitsymptome wie Nasen- oder Augenausfluss spielen eine Rolle, da sie auf Erkrankungen wie den Katzenschnupfenkomplex hinweisen können.

Nur eine Erkältung? Abklärung von Infektionserkrankungen

Wenn die Katze neben dem Sabbern auch typische Krankheitssymptome zeigt, liegt der Verdacht auf eine Infektion nahe. Dazu gehören Niesen, Husten, Fieber oder Augenentzündungen. Der Tierarzt wird in solchen Fällen gezielte Tests auf häufige Erreger durchführen, insbesondere Caliciviren und Herpesviren. Diese spielen eine zentrale Rolle beim Katzenschnupfenkomplex und können schwere Schleimhautentzündungen verursachen. Eine frühzeitige Diagnose ist hier besonders wichtig, um rechtzeitig eine Therapie einzuleiten und Komplikationen zu vermeiden.

Wenn die Ursache unklar bleibt – weiterführende Diagnostik

Nicht immer liefern die Basisuntersuchungen sofort klare Ergebnisse. Bleibt die Ursache unklar, müssen weiterführende diagnostische Verfahren eingesetzt werden. Dazu gehören bildgebende Verfahren wie CT oder MRT, die auch neurologische Ursachen aufdecken können. Zudem können erweiterte Blutuntersuchungen Stoffwechselstörungen oder seltene systemische Erkrankungen aufzeigen. Für solche komplexen Abklärungen ist eine Überweisung in eine Tierklinik sinnvoll, wo spezialisierte Fachabteilungen die Katze umfassend untersuchen können.

Die Kosten für solche Behandlungen können Sie sich mit der Katzenkrankenversicherung von Santévet zurückerstatten lassen.​

Zusätzlich zur Behandlung spezifischer Symptome wie vermehrtem Speicheln ist es wichtig, die allgemeine Gesundheit Ihrer Katze zu schützen. Hierfür bietet Santévet einen umfassenden Schutz gegen Krankheiten und Unfälle. Je nach gewähltem Tarif werden zwischen 50 % und 90 % der Tierarztkosten übernommen, mit jährlichen Erstattungslimits von 1.800 € bis 5.000 €. Zudem beinhaltet die Versicherung ein jährliches Vorsorgebudget von 30 € bis 90 €, das für Impfungen, Parasitenbehandlungen oder Vorsorgeuntersuchungen genutzt werden kann. ​

Hypersalivation bei Katzen – die Erkrankung bestimmt die Therapie

Die Therapie der Hypersalivation richtet sich nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Bei einem faulen Zahn muss dieser gezogen werden. Eine chronische Nierenerkrankung dagegen ist in der Regel mit einer aufwendigeren und lebenslangen Behandlung verbunden.

Eine symptomatische Behandlung des Speichelns bzw. eine Unterdrückung des Speichelflusses erfolgt üblicherweise nicht. Bis die Behandlung der ursächlichen Erkrankung anschlägt, sollte die Maulumgebung aber regelmäßig gesäubert werden. Auch Cremes können angewendet werden, um Entzündungen der Maulschleimhaut zu verhindern.

Quellen:

https://pfotendoctor.de/ratgeber/deine-katze-sabbert

https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/72882/10/Kook_2013_NAVC_ptyalism.pdf