Warum gibt es in Deutschland keine Katzen- aber Hundesteuer?
Katzen gehören zu den beliebtesten Haustieren in Deutschland – laut Statista leben über 15 Millionen Hauskatzen in deutschen Haushalten. Trotzdem gibt es seit der Gründung der Bundesrepublik bis heute keine Katzensteuer. Im Gegensatz zur etablierten Hundesteuer stellt sich die Frage: Warum eigentlich?
Die Gründe liegen in einer Mischung aus Geschichte, Verwaltungsrealität und tierschutzpolitischen Bedenken. Historisch wurden Hunde im 19. Jahrhundert als Zeichen von Wohlstand gesehen – entsprechend wurden sie besteuert. Man betrachtete sie als „Luxusgut“, vergleichbar mit Tabak oder Alkohol. Katzen hingegen galten als Nutztiere, insbesondere als nützliche Mäusefänger auf Bauernhöfen. Eine Steuer hätte damals wenig Sinn ergeben – und diese Unterscheidung hält sich bis heute.
Ein weiterer praktischer Aspekt: Katzen leben in vielen Fällen frei, sind nicht angeleint, nicht meldepflichtig und bewegen sich oft unbeobachtet im Freien. Viele sind nicht einmal eindeutig einem Halter zuzuordnen. Ein Steuerkonzept würde also eine verpflichtende Registrierung, Kennzeichnung und Kontrolle aller Katzen voraussetzen. Die Erhebung einer Katzensteuer wäre eine Menge Arbeit – insbesondere für die Kommunen.
Rechtslage in Deutschland: Dürften Städte eine Katzensteuer überhaupt einführen?
Grundsätzlich dürfen Städte und Gemeinden in Deutschland sogenannte kommunale Abgaben erheben – dazu gehört etwa die Hundesteuer. Die rechtliche Grundlage dafür findet sich im Kommunalabgabengesetz der einzelnen Bundesländer. Dieses Gesetz erlaubt es den Kommunen, eigene Steuern einzuführen, wenn sie bestimmten Zwecken dienen oder bestimmte Gruppen betreffen – wie Tierhalterinnen und Tierhalter.
Theoretisch könnte also auch eine Katzensteuer eingeführt werden, wenn eine Gemeinde das will. In der Praxis ist das aber schwierig: Es gibt keine bundesweit einheitliche Regelung zur Haltung und Registrierung von Katzen. Das bedeutet: Jede Stadt müsste selbst entscheiden, ob sie so eine Steuer einführt – und wie sie kontrolliert werden soll. Außerdem müssten viele Fragen geklärt werden, z. B. was mit Streunerkatzen passiert oder wie Ausnahmen geregelt werden. Ohne klare Regeln auf Landes- oder Bundesebene wäre das sehr kompliziert.
Soziale Aspekte: Benachteiligt eine Katzensteuer ärmere Tierhalter?
Eine zusätzliche Steuer auf Katzenhaltung würde besonders Menschen mit geringem Einkommen treffen. Viele Katzenhalter:innen kümmern sich liebevoll um ihr Tier, obwohl sie nur wenig Geld zur Verfügung haben – etwa Rentnerinnen, Alleinerziehende oder Schüler mit Nebenjob. Sie zahlen ohnehin schon für Futter, Impfungen und Tierarztbesuche. Eine weitere Abgabe könnte dazu führen, dass sich manche eine Katze nicht mehr leisten können – oder dass Tiere sogar ausgesetzt werden, um Geld zu sparen.
Tierschutzverbände warnen deshalb davor, dass eine Katzensteuer soziale Ungleichheiten verschärfen könnte. Statt alle Katzenhalter gleich zu belasten, setzen sie sich für gezielte Hilfe ein – zum Beispiel für kostenlose Kastrationen oder Unterstützung für Tierarztkosten bei Bedürftigkeit. So lässt sich Tierliebe mit Verantwortung verbinden, ohne Menschen in Not zusätzlich zu belasten.
Was kostet die Steuer für Hunde 2025?
Im Gegensatz zur hypothetischen Katzensteuer ist die Hundesteuer längst etabliert. Sie wird von den Kommunen erhoben und kann sich je nach Stadt oder Gemeinde stark unterscheiden. In der Regel kostet der erste Hund zwischen 50 und 150 Euro pro Jahr. Für jeden weiteren Hund steigt die Steuer deutlich. Halter sogenannter Listenhunde – also Rassen, die als potenziell gefährlich gelten – zahlen oft mehrere Hundert Euro mehr.
Hundesteuer in Deutschland: Berlin teurer als München
Beispiele:
● Berlin: 120 € jährlich für den ersten Hund
● München: 100 €, 800 € für sogenannte Kampfhunde
● Köln: 156 €
● Duisburg: 132 € (erste Stufe), bis zu 1.200 € bei als gefährlich eingestuften Rassen
Ursprünglich diente die Hundesteuer der Kontrolle der Hundehaltung. Heute sehen viele Kommunen sie auch als Einnahmequelle, ohne dass sie zweckgebunden für Hundeprojekte verwendet werden muss. Die rechtliche Grundlage findet sich im Kommunalabgabengesetz der Bundesländer.
Wie hoch ist die Hundesteuer in anderen Ländern?
In anderen Ländern ist die Katzensteuer ebenfalls kein Standard. In Europa gibt es praktisch kein Land mit einer verpflichtenden Abgabe auf Katzenhaltung. Auch in Österreich, der Schweiz oder den Niederlanden ist keine Katzensteuer vorgesehen.
Einzelne Länder oder Regionen setzen hingegen auf strenge Haltungsauflagen:
● Australien: In einigen Bundesstaaten dürfen Katzen nur tagsüber oder gar nicht nach draußen.
● Neuseeland: Diskussion über ein völliges Verbot von Freigängerkatzen zum Schutz der heimischen Tierwelt.
● Japan: Strenge Regeln für Katzenhaltung in Städten, einschließlich Registrierungspflicht.
In all diesen Fällen geht es weniger um Einnahmen, sondern um den Schutz der Artenvielfalt und öffentliche Ordnung.
Soll eine Katzensteuer kommen?
Die Diskussion um die mögliche Einführung einer Katzensteuer taucht in Deutschland immer wieder auf. Besonders in ländlichen Regionen oder in Gemeinden mit starkem Streunerproblem wird regelmäßig über neue Maßnahmen nachgedacht. Das Argument: Die Katzenbesitzer:innen werden für den entstandenen Schaden zur Kasse gebeten. 2010 etwa war dies Thema im nordrhein-westfälischen Landtag. Der Auslöser: die wachsende Zahl verwilderter Katzen, überfüllte Tierheime und steigende Kosten für Kommunen.
Die Idee hinter der Katzensteuer ist, Katzenhalter stärker in die Verantwortung zu nehmen – ähnlich wie bei Hundebesitzern. Mit den Einnahmen könnten Tierheime unterstützt oder Kastrationsaktionen finanziert werden. Auch der Schutz seltener Wildtiere, speziell von Singvögeln, wird in der Debatte immer wieder als Argument genannt. Freilaufende Katzen töten laut Schätzungen des NABU jährlich mehrere Millionen Vögel in Deutschland. Allerdings ist umstritten, ob die Einnahmen im Verhältnis zum erwartenden Aufwand stehen.
Expertenmeinung:
Hauskatzen sind für viele wildlebende Vögel eine ernste Gefahr – besonders in Städten und Vororten. Laut einer Studie der Oregon State University 2021 landen etwa 12 % der verletzten Vögel in Wildtierstationen wegen Katzenangriffen. Betroffen sind hauptsächlich häufige Arten wie Amseln, Stare oder Spatzen, die am Boden nach Nahrung suchen. Viele dieser Tiere sterben trotz tierärztlicher Hilfe. Als verantwortungsbewusste Katzenhalter können wir etwas tun: Freigang einschränken, besonders in der Brutzeit, Glöckchen oder Warnhalsbänder nutzen und Vogelbereiche im Garten absichern. Auch Kastration ist wichtig, um unkontrollierte Vermehrung zu verhindern. So schützen wir nicht nur unsere Haustiere, sondern auch die heimische Vogelwelt nachhaltig.
Ursache der Aufnahme |
Turtle Ridge |
Wildlife Images |
Insgesamt |
Verwaist |
34,0 % (1120) |
8,3 % (252) |
21,6 % (1372) |
Interaktion mit Katze |
12,4 % (409) |
12,2 % (373) |
12,3 % (782) |
Kollision mit Auto, Motorrad o. Ä. |
7,0 % (228) |
10,9 % (333) |
8,8 % (561) |
Nest-/Lebensraumzerstörung |
6,7 % (222) |
7,0 % (213) |
6,9 % (435) |
Verhaltensbedingte Aufnahme |
0,4 % (12) |
13,0 % (396) |
6,4 % (408) |
„Rettung“ durch Menschen (Fehleinschätzung) |
0,0 % (0) |
10,2 % (311) |
4,9 % (311) |
Kollision mit Wand oder Fenster |
4,2 % (141) |
5,5 % (169) |
4,9 % (310) |
Interaktion mit Hund |
1,7 % (56) |
2,7 % (81) |
2,2 % (137) |
Schwäche/Mangelentwicklung |
0,4 % (13) |
3,3 % (102) |
1,8 % (115) |
Interaktion mit wildem Tier anderer Art |
1,8 % (60) |
1,7 % (52) |
1,8 % (112) |
Unbestimmt |
27,7 % (911) |
18,7 % (570) |
23,3 % (1481) |
Gegen eine solche pauschale Katzensteuer gibt es großen Widerstand. Tierschutzverbände, Veterinärmediziner und viele Bürger halten eine Steuer für nicht zielführend. Stattdessen befürchten sie eine zunehmende Zahl ausgesetzter Tiere, wenn Halter sich die Abgabe sparen wollen oder sich nicht mehr für ihre Tiere verantwortlich fühlen.
Wer fordert eine Katzensteuer – und warum?
Befürworter einer Katzensteuer finden sich vor allem unter Lokalpolitikern, Naturschützern und im kommunalen Bereich. Sie argumentieren, dass Katzen – insbesondere unkastrierte Freigänger – zu Problemen führen. Dazu zählen:
● Zunahme verwilderter Tiere, die sich unkontrolliert vermehren
● Überfüllte Tierheime, deren Betriebskosten steigen
● Gesundheitsrisiken, etwa durch Parasiten
● Schäden am örtlichen Ökosystem, insbesondere durch Vogeljagd
Einige fordern daher eine Steuer mit bestimmten Ausnahmen – zum Beispiel nur für unkastrierte oder nicht registrierte Freigängerkatzen. Andere wollen das Geld zweckgebunden für kommunale Kastrationsprojekte verwenden.
Allerdings: Auch wenn solche Vorschläge in der Theorie sinnvoll erscheinen, fehlt oft die praktische Umsetzbarkeit. Wer soll kontrollieren, ob Katzen wirklich steuerpflichtig sind? Wie werden Halter nachgewiesen? Und wie hoch müsste die Steuer sein, um überhaupt einen messbaren Effekt zu haben?
Tierschutz statt Steuer für Katzen: Alternativen in der Praxis
Statt einer Steuer setzen viele Kommunen heute auf Maßnahmen, die unmittelbar beim Kernproblem ansetzen: unkontrollierte Fortpflanzung und fehlende Verantwortung. Zu den beliebtesten Alternativen zählen:
● Kastrationspflicht für Freigängerkatzen: Viele Gemeinden – etwa Paderborn, Bremen oder Halle – haben entsprechende Satzungen erlassen.
● Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht: Das Chippen von Katzen ist sinnvoll. So können verlorene oder gefundene Tiere schnell ihren Besitzer:innen zugeordnet werden.
● Subventionierte Kastrationsaktionen: Tierärzt:innen und Tierschutzvereine bieten diese oft vergünstigt an.
● Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung: Informationen über artgerechte Haltung, Verantwortung und Kosten.
Diese Maßnahmen gelten als praktikabler und effektiver als eine Steuer, da sie direkt auf die Ursachen abzielen – und nicht auf pauschale finanzielle Belastung.
Wie stehen Katzenhalter zur Steuer?
Laut Umfragen lehnt eine klare Mehrheit der Katzenhalter eine Katzensteuer ab. Die Gründe sind vielfältig:
- Steuerungerechtigkeit im Vergleich zu Hundehaltern
- Angst vor bürokratischer Überwachung
- Sorge um das Tierwohl
- Keine Garantie für sinnvolle Verwendung der Einnahmen
Zudem argumentieren viele Halter:innen, dass sie bereits hohe Ausgaben für Futter, Tierarztbesuche und Vorsorge tragen – eine zusätzliche Steuer wäre schlicht ungerecht.
Fazit: Katzensteuer bleibt unwahrscheinlich – aus guten Gründen
Eine Katzensteuer gibt es in Deutschland bisher nicht – und es ist auch in naher Zukunft nicht wahrscheinlich, dass sie eingeführt wird. Historisch nicht gewachsen, praktisch schwer umzusetzen und tierschutzpolitisch umstritten: Die Hürden sind zu hoch. Zwar gibt es immer wieder politische Impulse, aber keine breite Zustimmung.
Stattdessen setzen Städte und Gemeinden auf realistischere und tierfreundlichere Lösungen: Kastrationspflichten, Aufklärung und gezielte Unterstützung von Tierheimen. So lassen sich die Herausforderungen durch wachsende Katzenpopulationen effektiver und nachhaltiger lösen – ganz ohne Steuerbescheid.
Quellen:
https://www.waz.de/nachrichten/article5193360/katzensteuer-ist-thema-im-nrw-landtag.htmlhttps://www.welt.de/print-welt/article234482/Auf-Katzen.html
https://www.deine-tierwelt.de/magazin/hundesteuer-warum-gibt-es-keine-katzensteuer/
Experten/Daten: