Das Wichtigste in Kürze (TL;DR)
- Tollwutrisiko in Deutschland: Wildtollwut gilt als ausgerottet; das Risiko besteht nur durch Fledermaustollwut oder illegal importierte Tiere.
- Verlauf und Behandlung: Die Krankheit ist nach Ausbruch unheilbar. Die Übertragung erfolgt durch Bisse; bei Menschen kann eine Postexpositionsimpfung lebensrettend sein.
- Impfschutz für Katzen: Wohnungskatzen benötigen meist keine Impfung. Freigängerkatzen oder Auslandsreisende sollten ab 12 Wochen geimpft werden, mit Auffrischung alle drei Jahre.
Tollwut in Deutschland laut RKI
Dank jahrelanger, ausgeklügelter Impfprogramme, vor allem in der Fuchspopulation, gelten Deutschland und seine Nachbarländer inzwischen dank systematischer Bekämpfungsmaßnahmen laut Angaben des Robert Koch Instituts (RKI) als frei von der klassischen Wildtollwut.
In seltenen Fällen wird bei illegal importierten Haus- oder Wildtieren sowie bei Menschen, die im Ausland von einem Tier gebissen wurden, Tollwut nachgewiesen.
Etwas anders sieht es mit der Fledermaustollwut aus: Diese ist in Deutschland nach wie vor verbreitet. Eine Ansteckung durch Fledermäuse kommt allerdings extrem selten vor, zum Beispiel bei Höhlenforschern oder Personen, die eine kranke Fledermaus finden und anfassen. Eine Übertragung der Fledermaustollwut auf Haustiere wurde bisher nicht nachgewiesen.
Wie erfolgt bei Tollwut die Übertragung?
Das Tollwutvirus wird über den Speichel infizierter Tiere übertragen. Die Eintrittspforte kann eine Hautwunde oder auch eine natürliche Körperöffnung sein. Die „Strategie“ des Virus besteht einerseits darin, bei seinem Wirt Schluckbeschwerden zu verursachen, wodurch der hochkontagiöse Speichel in die Umwelt freigesetzt wird, andererseits im Auslösen von Aggressivität und Kampfeslust.
In der Folge greift das erkrankte Tier andere Tiere und Menschen an, sodass das Virus durch die entstehenden offenen Wunden und den Speichel in den Körper gelangen kann.
Wie ist bei Tollwut der Verlauf?
Tollwut geht mit einer langen Inkubationszeit von einem bis drei Monaten, in Ausnahmefällen bis zu zwei Jahren, einher. Die Inkubationszeit bezeichnet den Zeitraum von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome.
In dieser Zeit manifestiert sich der Erreger im Körper. Das Tollwutvirus dringt während der Inkubationszeit von der Eintrittspforte zu den Nervenbahnen vor und gelangt über diese ins Gehirn. Je näher sich die Eintrittspforte am Gehirn befindet, desto kürzer ist tendenziell die Inkubationszeit. Die Erkrankung wird in drei Phasen eingeteilt:
- Prodromalstadium
- Exzitationsstadium
- Paralysestadium
Die Übertragung erfolgt in aller Regel im Exzitationsstadium.
Tier mit Tollwut: Schon gewusst?
Bei Wildtieren, die sich ungewöhnlich zahm oder aggressiv verhalten, ist grundsätzlich Vorsicht geboten. Insbesondere wenn sie außerdem Lähmungserscheinungen oder Speichelfluss zeigen, ist eine Tollwutinfektion möglich.
Tipp von Santévet: Bei Verdacht auf eine Tollwutinfektion sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden. Dieser kann die Situation einschätzen, erste Maßnahmen ergreifen und die zuständige Behörde informieren. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Katze korrekt behandelt oder – im Fall einer bestätigten Infektion – die notwendigen gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.
Prodromalstadium
Im Prodromalstadium kommt es zu unspezifischen Symptomen. Dazu gehören Fieber, Husten, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Erkrankte Menschen berichten außerdem von Kopfschmerzen und Empfindungsstörungen (Jucken, Kribbeln, Taubheit) im Bereich der Wunde.
Es folgen eine zunehmende Reizbarkeit und eine Sensibilität gegenüber Umweltreizen (Licht, Geräusche, Luftzüge).
Exzitationsstadium
Das Exzitationsstadium, auch als das Stadium der „rasenden Wut" bezeichnet, geht mit einer schweren Enzephalitis (Gehirnentzündung) einher. Der Patient entwickelt erste Lähmungserscheinungen, Muskelkrämpfe und ausgeprägte Stimmungsschwankungen, bei denen sich Aggressionsausbrüche mit depressiven Phasen abwechseln.
Typischerweise kommt es beim Versuch zu schlucken zu Krämpfen der Atem- und Kehlkopfmuskulatur. Infolgedessen leiden die Patienten an vermehrtem Speichelfluss und einer massiven Hydrophobie (Wasserscheue). Bereits der Anblick von Wasser kann Krämpfe auslösen.
Gelegentlich kommt es anstelle der rasenden zu einer „stillen Wut", bei der das Exzitationsstadium ausbleibt und Lähmungserscheinungen im Vordergrund stehen.
Paralysestadium
In diesem Stadium nehmen die Lähmungserscheinungen immer weiter zu. Schließlich fällt der Patient in einen komatösen Zustand und stirbt an einer Atemlähmung.
Ist Tollwut behandelbar oder tödlich?
Hat das Tollwutvirus das Zentralnervensystem erreicht, handelt es sich um eine tödliche Erkrankung: Es sind keine Behandlungsmöglichkeiten bekannt. Bei Tieren sind jegliche Therapieversuche nach der Tollwutverordnung streng verboten: Sowohl Haus- als auch Wildtiere, bei denen eine Infektion vermutet oder nachgewiesen wird, müssen eingeschläfert werden.
Können Menschen Tollwut bekommen?
Bei Menschen, die von einem (potentiell) tollwütigen Tier gebissen wurden, besteht in den ersten Stunden nach der Ansteckung die Möglichkeit einer Passivimpfung. Dabei werden der Person Tollwut-Antikörper injiziert, die das Virus inaktivieren sollen, ehe es sich im Körper ausgebreitet hat. Je schneller die Impfung erfolgt und je weiter die Bisswunde vom Zentralnervensystem entfernt ist, desto besser stehen die Chancen.
Tollwut Impfung bei Katzen: die wichtigsten Informationen
Ist Tollwut für Katzen in Deutschland überhaupt eine Gefahr? Obwohl Deutschland als frei von Wildtollwut gilt, verbleibt ein gewisses Restrisiko.
Ist die Tollwutimpfung bei Katzen wirklich notwendig?
Generell hat Tollwut bei Katzen in Deutschland keine Bedeutung. Eine Ansteckung ist nur in wenigen Ausnahmefällen möglich:
- Kontakt zu einem illegal importierten Tier
- Auslandsreise
Reine Wohnungskatzen, die Deutschland nicht verlassen, benötigen demnach keine Tollwutimpfung. Bei einer Reise ins Ausland hingegen ist ein gültiger Tollwutschutz gesetzlich vorgeschrieben.
Auch Katzen, die aus dem Ausland importiert werden, benötigen einen aktuellen Impfschutz. Auch gegen viele andere Infektionen gibt es Impfungen. Mehr dazu gibt es in den Artikeln zu Katzenkrankheiten.
Etwas komplexer ist die Situation bei Freigängerkatzen: Hier dient die Impfung nicht nur dazu, die Katze vor Tollwut zu schützen, sondern auch vor amtlichen Maßnahmen, falls der Verdacht auf eine Ansteckung bestehen sollte.
Hintergrund: Sollte der sehr unwahrscheinliche Fall eintreten, dass eine freilaufende Katze Kontakt mit einem tollwütigen Tier hat, ordnet die zuständige Behörde mitunter die Tötung der Katze an; es sei denn, die Besitzer:innen können einen aktuellen Impfschutz nachweisen.
Tipp: Wer eine Katze mit ins Ausland nehmen oder aus dem Ausland importieren möchte, sollte sich bezüglich der Tollwut genau über die aktuellen Einreisebestimmungen des jeweiligen Landes informieren. Anderenfalls droht der Katze nach ihrer Ankunft eine mehrwöchige Quarantäne.
Impfschema bei Tollwut: Wie oft sollte eine Katze gegen Tollwut geimpft werden?
Grundsätzlich können Katzen ab der zwölften Lebenswoche gegen Tollwut geimpft werden und sind im Anschluss für drei Jahre geschützt. Die Tollwutimpfung kann in Kombination mit den Impfungen gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche erfolgen.
Die Kosten für Impfungen der Katze können Sie sich mit der Katzenkrankenversicherung von Santévet einfach zurückerstatten lassen.
Achtung: Im internationalen Reiseverkehr müssen weitere Bedingungen erfüllt sein. Der minimale und maximale Zeitraum, den die Tollwutimpfung zurückliegen muss beziehungsweise darf, variiert beispielsweise je nach Land. Manche Länder verlangen zusätzlich einen Bluttest zum Nachweis des Titers (Antikörperspiegels).
Gut zu wissen: Wie viel die Tollwut Impfung der Katze kosten wird, hängt davon ab, nach welchem Gebührensatz der behandelnde Tierarzt seine Leistungen abrechnet. Bei Santévet wird die Impfung im Rahmen der Vorsorgepauschale übernommen.
FAQ: Tollwutinfektion bei Katzen
Wie lange lebt eine Katze mit Tollwut?
Eine Katze, die sich mit dem Tollwutvirus infiziert hat, überlebt nach dem Ausbruch der Krankheit in der Regel nur wenige Tage bis maximal zwei Wochen. Tollwut verläuft fast immer tödlich, sobald das Virus das Zentralnervensystem erreicht hat. Die Inkubationszeit, also der Zeitraum von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Symptome, kann zwischen einigen Wochen und mehreren Monaten liegen. Die Dauer hängt stark davon ab, wie nahe die Bisswunde am Gehirn liegt – je näher, desto schneller treten Symptome auf.
Katze Tollwut Symptome: Wie erkenne ich, ob meine Katze Tollwut hat?
Die Symptome bei Katzen ähneln denen anderer Säugetiere. Frühstadien zeigen unspezifische Anzeichen wie Appetitverlust, Mattigkeit, leichtes Fieber oder Veränderungen im Verhalten. Im weiteren Verlauf treten typische neurologische Symptome auf, darunter Aggressivität oder ungewöhnliche Scheu, Krämpfe, Lähmungserscheinungen, vermehrter Speichelfluss und Schwierigkeiten beim Schlucken. Im Endstadium kommt es zu vollständiger Lähmung und Todesfall. Da die Symptome auch bei anderen Erkrankungen vorkommen können, sollte jede Verdachtsmeldung umgehend von einem Tierarzt oder den zuständigen Behörden überprüft werden.
Wie wahrscheinlich ist Tollwut bei Katzen?
In Deutschland gilt die klassische Wildtollwut seit 2008 als ausgerottet, wodurch die Wahrscheinlichkeit, dass eine Katze infiziert wird, extrem gering ist. Ein Restrisiko besteht nur durch Fledermaustollwut oder durch Kontakt mit illegal importierten Tieren aus tollwutgefährdeten Ländern. Wohnungskatzen, die keinen Kontakt zu Wildtieren haben und Deutschland nicht verlassen, gelten praktisch als sicher. Freigängerkatzen haben ein geringes, aber theoretisches Risiko, insbesondere wenn sie Wildtiere wie Fledermäuse oder infizierte Tiere im Ausland treffen.
Tollwutviren
Was ist Tollwut?
Tollwut ist eine Infektionskrankheit, die durch RNA-Viren aus der Familie der Rhabdoviridae verursacht wird. Sie befällt das zentrale Nervensystem von Säugetieren, einschließlich Katzen, Hunden und Menschen. Das Virus wird über den Speichel infizierter Tiere übertragen, meist durch Bisse. Nach der Ansteckung wandert es entlang der Nervenbahnen zum Gehirn und verursacht dort Entzündungen, die zu schweren neurologischen Symptomen und letztlich zum Tod führen. Tollwutviren sind hochinfektiös, aber in Deutschland aufgrund von Impfprogrammen und Kontrolle von Wildtieren sehr selten.
Wie kann ich meine Katze schützen?
Die wichtigste Schutzmaßnahme ist die regelmäßige Impfung gegen Tollwut. In Deutschland wird die erste Impfung ab der zwölften Lebenswoche empfohlen, gefolgt von Auffrischungen alle drei Jahre. Besonders Freigängerkatzen, Reisekatzen oder aus dem Ausland importierte Tiere sollten unbedingt geimpft werden. Zusätzlich ist Vorsicht geboten beim Umgang mit Wildtieren, insbesondere Fledermäusen, die Träger der Fledermaustollwut sein können.
Quellen:
- https://www.zooplus.de/magazin/katze/katzengesundheit-pflege/tollwut-bei-katzen
- https://www.petolo.de/ratgeber/katzen/katze-tollwut/
- https://www.tieraerztinkaehler.de/informationen/katzen/tollwut