Warum Wundpflege bei Katzen so wichtig ist
Katzen sind Meister im Verbergen von Schmerzen und Krankheiten. Dieses Verhalten stammt aus ihrer natürlichen Überlebensstrategie: In der Wildnis zeigt ein verletztes Tier Schwäche – und das kann es angreifbar machen. Auch unsere Hauskatzen folgen diesem Instinkt. Das bedeutet für Sie als Halter: Selbst wenn Ihre Katze äußerlich unbeeindruckt wirkt, kann sich unter dem Fell eine ernsthafte Wunde verbergen.
Ein kleiner Kratzer, eine oberflächliche Schürfung oder eine unscheinbare Verletzung nach einem Revierkampf wird häufig übersehen oder unterschätzt. Doch gerade solche Wunden können sich ohne richtige Pflege schnell entzünden. Wenn Keime eindringen und sich unter der Haut einkapseln, bildet sich ein sogenannter Abszess – eine schmerzhafte, eitergefüllte Schwellung, die häufig operativ geöffnet werden muss.
Besonders kritisch sind Bisswunden, etwa nach Kämpfen mit anderen Katzen. Häufig befinden sich die Wunden am Hals und Nacken und sehen oft harmlos aus, weil sich die Einstichstellen schnell schließen. Doch der Speichel von Katzen enthält viele Bakterien. Die Wunde kann sich unter der Hautoberfläche infizieren, ohne dass äußerlich sofort etwas zu sehen ist. Erst nach ein bis drei Tagen treten Schwellung, Hitze oder eitriger Ausfluss auf – ein deutliches Zeichen dafür, dass der Heilungsprozess gestört ist.
Die Ziele einer konsequenten Wundversorgung sind daher klar:
● Entzündungen frühzeitig verhindern – durch Reinigung und Desinfektion
● Heilung aktiv fördern – durch geeignete Salben, Ruhe und Kontrolle
● Komplikationen wie Abszesse, Wundheilungsstörungen oder Narbenbildung vermeiden
Tipp von Santévet: Nehmen Sie eine Verletzung nicht auf die leichte Schulter. Eine kleine Wunde kann bei rechtzeitiger Behandlung in wenigen Tagen heilen. Ohne Pflege dagegen kann sie zum ernsten medizinischen Problem werden. Behandeln Sie auch kleine Verletzungen als das, was sie sind: ein potenzieller Eintrittspunkt für Krankheitserreger.
Wundarten bei Katzen im Überblick – Bisswunden und Abszesse
Je nach Ursache unterscheiden sich Wunden in Tiefe, Ausmaß und Risiko:
● Schürf- und Kratzwunden: häufig oberflächlich, etwa durch Klettern oder Krallen
● Schnittwunden: z. B. durch scharfe Gegenstände oder Glas
● Bisswunden: hohes Infektionsrisiko durch Keime im Speichel
● Operationswunden: meist genäht, aber trotzdem infektionsanfällig
● Abszesse: oft Folge unbehandelter oder tiefer Wunden
Erste Hilfe: Was können Sie bei einer offenen Wunde tun?
Nicht jede Verletzung bei Ihrer Katze erfordert sofort einen Tierarztbesuch. Kleine, oberflächliche Wunden – wie Schürfungen oder leichte Kratzer – die keine tiefen Gewebeschichten betreffen, kaum Blut und keine Anzeichen einer Entzündung zeigen, können Sie in vielen Fällen selbst versorgen.
Einfach desinfizieren? Diese Wunden dürfen Sie selbst versorgen:
● Die Wunde ist kleiner als ein 2-Cent-Stück.
● Sie blutet kaum oder gar nicht.
● Es ist kein Eiter, Schwellung oder übler Geruch erkennbar.
● Ihre Katze verhält sich normal, frisst und bewegt sich wie gewohnt.
In allen anderen Fällen – insbesondere bei Bisswunden, tiefen Schnitten oder bereits entzündeten Hautstellen – sollte immer ein Tierarzt bzw. eine Tierärztin konsultiert werden. Für die Kosten kommt eine Tierversicherung für Katzen auf.
Erste-Hilfe-Maßnahmen für die Wundversorgung bei Katzen
- Ruhe bewahren & Katze sichern Verletzte Katzen können panisch oder abwehrend reagieren. Versuchen Sie, eine ruhige, sichere Umgebung zu schaffen. Bei Bedarf sollte eine zweite Person helfen, die Katze sanft zu halten – idealerweise in ein Handtuch gewickelt.
- Hände gründlich waschen oder Einmalhandschuhe anziehen Saubere Hände sind entscheidend, um keine zusätzlichen Keime in die Wunde einzubringen. Verwenden Sie möglichst sterile Handschuhe.
- Wunde reinigen Spülen Sie die Wunde großzügig mit steriler Kochsalzlösung (aus der Apotheke) oder alternativ mit lauwarmem, abgekochtem Wasser. Dabei werden Schmutz, Staub oder Bakterien mechanisch entfernt. Verwenden Sie keine Seife, Alkohol oder Desinfektionsmittel.
- Fremdkörper nur bei Sichtbarkeit entfernen Wenn kleine Partikel wie Sand, Grashalme oder Holzsplitter locker in der Wunde liegen, können Sie diese mit einer sterilen Pinzette vorsichtig herausnehmen. Versuchen Sie niemals, tiefsitzende oder eingewachsene Fremdkörper zu entfernen – das ist Aufgabe eines Tierarztes.
- Fell um die Wunde kürzen (falls nötig) Längere Haare rund um die Wunde können Schmutz hineintragen oder verkleben. Mit einer sauberen, stumpfen Schere (am besten abgerundet) können Sie das Fell vorsichtig kürzen.
- Wunde an der Luft trocknen lassen Decken Sie kleinere Wunden nicht ab. Frische Luft unterstützt die natürliche Wundheilung und beugt Feuchtigkeitsstau vor, der das Keimwachstum begünstigen könnte.
- Tiermedizinische Wundsalbe auftragen Verwenden Sie ausschließlich für Katzen geeignete Salben (z. B. mit Dexpanthenol oder natürlichen Wirkstoffen wie Ringelblume oder Schieferöl). Eine dünne Schicht genügt.
- Lecken und Kratzen verhindern Katzen neigen dazu, Wunden zu belecken, was den Heilungsverlauf stören oder Infektionen fördern kann. Nutzen Sie bei Bedarf eine Halskrause, einen Katzen-Body oder eine weiche Schutzmanschette, um die Stelle zu schützen.
Welche Salbe ist für offene Wunden bei Katzen geeignet?
Nicht alle handelsüblichen Produkte sind auch für Katzen geeignet – einige können sogar schaden. Setzen Sie daher auf spezielle Tierpräparate oder naturheilkundlich geprüfte Mittel.
Produkt |
Geeignet? |
Anmerkung |
Wund- und Heilsalben mit Dexpanthenol |
Ja |
Fördert die Zellregeneration, gut bei kleinen Wunden |
Salben mit Ichthammol (z. B. Ichtho Vet) |
Ja |
Antibakteriell, hautberuhigend |
Ringelblumensalbe (tiergeeignet) |
Ja |
Pflanzlich, entzündungshemmend |
Zinksalbe, Blausalbe |
Nein |
Versiegelt die Wunde, behindert Heilung, evtl. toxisch |
Jod- oder Wasserstoffperoxid |
Nein |
Reizend, zerstört gesundes Gewebe, nur tierärztlich angewendet |
Hinweis: Auch bei rezeptfreien Mitteln empfiehlt sich Rücksprache mit dem Tierarzt.
Wie lange braucht eine offene Wunde bei Katzen zum Heilen?
Die Heilungsdauer hängt stark von Art, Tiefe und Pflege der Wunde ab – sowie vom Gesundheitszustand der Katze. Grundsätzlich durchläuft jede Wunde drei biologische Heilphasen:
Die drei Phasen der Wundheilung:
- Inflammation (1–3 Tage): Die Wunde reinigt sich selbst. Schwellung, Rötung und leichtes Nässen sind normal.
- Proliferation (5–20 Tage): Der Körper bildet neues Bindegewebe. Die Wunde wird aufgefüllt, Krusten entstehen.
- Remodellierung und Maturation(ab Tag 20): Die Haut schließt sich wieder, es kann zu Juckreiz kommen. Narbe möglich.
Ab dem 20 Tag wird das Granutalitions- in Narbengewebe umgewandelt.
Heilungsdauer im Überblick:
Wundtyp |
Heilungszeitraum |
Kleine Schürfwunden |
5–8 Tage |
Schnittwunden |
7–14 Tage |
Tiefe oder infizierte Wunden |
2–4 Wochen oder länger |
Operationswunden |
10–14 Tage (bei guter Pflege) |
Wann sollten Sie mit einer Verletzung zum Tierarzt?
Nicht jede Wunde heilt von selbst. Achten Sie auf Warnzeichen:
● Starke Blutungen oder tiefe Wunden
● Schwellung, Eiter oder Geruch
● Veränderung des Allgemeinverhaltens (Fieber, Appetitlosigkeit)
● Bissverletzungen – immer vom Tierarzt versorgen lassen!
● Keine Besserung nach 2–3 Tagen häuslicher Pflege
Unterstützende Maßnahmen, damit die Wunde gut heilt
Eine saubere Wundversorgung ist die Basis – doch es gibt weitere Faktoren, die maßgeblich zur Heilung beitragen. Wenn Sie Ihrer Katze die richtigen Bedingungen bieten, fördern Sie die natürliche Regeneration und senken das Risiko für Komplikationen.
Hochwertige Ernährung für verletzte Katzen
Eine ausgewogene, nährstoffreiche Fütterung spielt eine zentrale Rolle bei der Wundheilung. Besonders wichtig sind:
● Proteine, da sie Baustoffe für neues Gewebe liefern
● Zink, das die Zellteilung und Hautregeneration unterstützt
● Vitamin A, C und E, die antioxidativ wirken und das Immunsystem stärken
Spezielle Ergänzungsfuttermittel können nach Rücksprache mit dem Tierarzt bzw. der Tierärztin gezielt eingesetzt werden, insbesondere bei älteren oder geschwächten Tieren.
Stress reduzieren, damit Stellen schneller heilen
Heilung benötigt Ruhe. Vermeiden Sie hektische Situationen, Lärm, fremde Tiere oder häufiges Hochnehmen Ihrer Katze. Rückzugsmöglichkeiten, ein gewohnter Tagesablauf und sanfter Umgang helfen dem Organismus, sich auf die Regeneration zu konzentrieren.
Regelmäßige Kontrolle von Wunde oder Verband
Beobachten Sie die Wunde mindestens ein- bis zweimal täglich:
- Ist die Stelle trocken?
- Gibt es Rötung, Schwellung oder Ausfluss?
● Leckt die Katze an der Wunde?
So erkennen Sie frühzeitig, ob sich etwas verschlechtert, und können im Zweifel sofort handeln.
Natürliche Wundsalbe & Homöopathie
Pflanzliche Salben (z. B. mit Ringelblume oder Schieferöl) oder homöopathische Präparate können die Heilung ergänzen. Aber: Wenden Sie diese Mittel nur nach tierärztlicher Absprache an. Einige Substanzen, auch natürliche, können für Katzen unverträglich oder sogar giftig sein.
Quellen: