Mein Hund frisst nicht und schläft viel

Wenn Ihr Hund plötzlich nicht frisst und apathisch wirkt, ist das ein ernstzunehmendes Warnsignal. Ob harmlose Magenverstimmung oder ernsthafte Erkrankung – beobachten Sie ihn genau und zögern Sie im Zweifel nicht, tierärztliche Hilfe zu holen. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Ursachen infrage kommen, was Sie sofort tun können und wie der Tierarzt gezielt hilft.

Das Wichtigste in Kürze:

●      Auffälliges Verhalten ernst nehmen: Frisst ein Hund plötzlich nicht mehr und schläft ungewöhnlich viel, kann das ein Hinweis auf gesundheitliche oder psychische Probleme sein – von harmlos bis ernst.

●      Erste Hilfe und ärztliche Abklärung: Frisches Wasser, Schonkost und Ruhe können kurzfristig helfen. Hält der Zustand länger als 24 Stunden an oder treten zusätzliche Symptome wie Fieber oder Erbrechen auf, sollte unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden.

●      Vorsorge ist entscheidend: Durch regelmäßige Entwurmung, Impfungen, Gesundheitschecks und stressarme Haltung lassen sich viele Ursachen für Appetitlosigkeit und Apathie frühzeitig erkennen oder ganz vermeiden.

Schnelle Hilfe bei Appetitlosigkeit und Apathie

Wenn Ihr Tier plötzlich nicht mehr frisst und sich auffallend ruhig oder teilnahmslos verhält, sollten Sie ihn nicht einfach „in Ruhe lassen“. Stattdessen können Sie mit einigen einfachen Maßnahmen erste Unterstützung bieten:

Maßnahme

Wie genau können Sie helfen?

Wasser

Stets Zugang zu frischem Wasser gewährleisten. Besonders wichtig bei Appetitlosigkeit oder Erbrechen. Achten Sie bei übermäßigem Trinken auf weitere Symptome.

Schonkost

Leicht verdauliches Futter anbieten, z. B. gekochtes Hühnerfleisch ohne Haut, gekochter Reis oder pürierter Kürbis.

Kein Futterwechsel

Keine neuen Futtersorten einführen, solange sich der Zustand des Hundes nicht stabilisiert hat.

Ruhe & Rückzug

Einen ruhigen, stressfreien Ort zum Ausruhen anbieten.

Beobachtung & Dokumentation

Symptome und Veränderungen schriftlich festhalten – das hilft dem Tierarzt bei der Diagnose.

Wann ist Lethargie ein Notfall?

Lethargie bei Hunden kann harmlos sein – etwa nach großer körperlicher Anstrengung oder bei sehr heißem Wetter. Sie kann aber auch auf ernsthafte gesundheitliche Probleme und Verletzungen hinweisen. Besonders aufmerksam sollten Sie werden, wenn Lethargie in Kombination mit folgenden Symptomen auftritt:

●      Futterverweigerung länger als 24 Stunden: Wenn Ihr Hund länger als einen Tag keine Nahrung zu sich nimmt, ist das ein Warnsignal. Der Körper bekommt keine Energiezufuhr, was besonders bei Junghunden oder kranken Fellnasen rasch kritisch werden kann.

●      Fieber über 39,5 °C: Eine erhöhte Körpertemperatur kann auf eine Infektion oder Entzündung hinweisen. Wird das Fieber zu hoch, besteht die Gefahr von Organschäden. Messen Sie die Temperatur rektal – normale Werte liegen bei Hunden zwischen 38,0 °C und 39,0 °C.

●      Kombination aus Erbrechen und Apathie: Einzelnes Erbrechen oder Würgen kann harmlos sein. Kommt jedoch Teilnahmslosigkeit hinzu, ist das ein ernstzunehmendes Zeichen – möglicherweise liegt eine Vergiftung, eine Magen-Darm-Erkrankung oder ein Organversagen vor.

●      Taumeln oder Desorientierung: Plötzliche Koordinationsstörungen, Zittern oder Orientierungslosigkeit deuten auf neurologische Probleme, einen Kreislaufschock oder andere schwere Ursachen hin. In solchen Fällen zählt jede Minute. Taumeln, Koordinationsprobleme oder eine steife Gangart können auf Ataxie oder das Wobbler-Syndrom beim Hund hinweisen – Erkrankungen des Nervensystems, die dringend abgeklärt werden sollten.

Studien zeigen deutlich, dass Appetitlosigkeit bei hospitalisierten Hunden besonders häufig vorkommt: 84,0 % der Hunde nahmen weniger als 25 % ihres geschätzten Energiebedarfs (RER) zu sich. Zudem haben Tiere mit Appetitlosigkeit bei Aufnahme ein 5,67-fach erhöhtes Sterberisiko.

Mögliche Ursachen für Appetitlosigkeit bei Hunden

Wenig Appetit kann ein Symptom sein

Warum eine Futterumstellung Appetit und Wohlbefinden beeinflusst

Ein plötzlicher Wechsel des Futters – z. B. von Trocken- auf Nassfutter oder auf eine neue Marke – kann zu Verdauungsbeschwerden führen. Der Hund benötigt Zeit, um sich an die neuen Inhaltsstoffe zu gewöhnen. Magenverstimmungen, Übelkeit oder Durchfall können die Folge sein. Deshalb sollte jede Futterumstellung langsam und schrittweise erfolgen.

Futterunverträglichkeiten und Allergien machen appetitlos

Einige Hunde reagieren empfindlich auf bestimmte Bestandteile im Futter, etwa Getreide, Rindfleisch oder künstliche Zusatzstoffe. Die Symptome reichen von Juckreiz und Hautproblemen bis zu Magen-Darm-Störungen und Appetitlosigkeit. Unverträglichkeiten entwickeln sich oft schleichend und sind schwer zu erkennen. Ein Ernährungstagebuch und eine Ausschlussdiät können helfen, den Auslöser zu identifizieren.

Ihr Hund ist müde und antriebslos? Ein Infekt könnte der Grund sein

Infektionen durch Bakterien oder Viren (z. B. Parvovirose, Leptospirose oder Zwingerhusten) schwächen das Immunsystem des Hundes. Sie führen oft zu Fieber, Erbrechen, Durchfall und allgemeinem Unwohlsein, was den Appetit stark mindert. Wenn Ihr Vierbeiner hustet und abgeschlagen wirkt, kann eine infektiöse Atemwegserkrankung wie Zwingerhusten die Ursache sein. Besonders Welpen und ungeimpfte Hunde sind gefährdet. Eine tierärztliche Diagnose ist bei Verdacht unbedingt notwendig.

Apathisches Verhalten kann auf Parasitenbefall hinweisen

Ein Befall mit Darmparasiten wie Würmern, Giardien oder Kokzidien kann den Verdauungstrakt stark belasten. Symptome sind oft Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Durchfall und manchmal sichtbare Würmer im Kot. Da viele Parasiten für das Auge unsichtbar sind, hilft nur eine Laboruntersuchung. Lahmheit, Fieber und Appetitverlust können auch auf eine Borreliose beim Hund hinweisen – eine durch Zecken übertragene Erkrankung.

Schmerzen machen Hunde träge

Hunde mit starken Schmerzen, etwa durch Arthrose, Rückenprobleme oder Verletzungen, verlieren oft ihren Appetit, weil ihnen selbst das Fressen unangenehm ist. Auch Zahnschmerzen (z. B. durch Entzündungen oder abgebrochene Zähne) oder eine Verletzung im Maul führen häufig dazu, dass das Kauen vermieden wird. Bei Welpen kann der Zahnwechsel ein Grund sein. Da Hunde Schmerz oft still ertragen, wird er leicht übersehen. Ein genauer Blick auf Bewegungs- und Fressverhalten und ein Blick ins Maul können aufschlussreich sein.

Nebenwirkungen von Medikamenten beeinflussen das Fressverhalten

Viele Medikamente – insbesondere Antibiotika, Entwurmungsmittel oder Schmerzmittel – können Magen-Darm-Beschwerden verursachen. Übelkeit, Erbrechen oder Lethargie treten oft als Nebenwirkungen auf und führen dazu, dass der Hund das Futter meidet. Auch eine falsche Dosierung kann problematisch sein. Deshalb sollten Medikamente immer nur nach tierärztlicher Anweisung verabreicht werden.

Stress durch Umzug oder neue Tiere

Hunde sind sehr empfindlich gegenüber Veränderungen in ihrem Umfeld. Ein Umzug, ein neues Familienmitglied (Mensch oder Tier), laute Geräusche oder ein veränderter Tagesablauf können starken Stress auslösen. Stress führt häufig zu Verhaltensänderungen, Apathie und Appetitlosigkeit. Eine ruhige Umgebung und Rituale wie feste Fütterungszeiten helfen, den Hund wieder zu stabilisieren.

Vergiftungen (z. B. Pflanzen, Haushaltsmittel)

Hunde können sich leicht durch scheinbar harmlose Substanzen vergiften – z. B. durch Schokolade, Trauben, Zigarettenstummel, Frostschutzmittel oder bestimmte Zimmerpflanzen. Erste Anzeichen sind oft Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Zittern. Manche Gifte wirken verzögert, was eine schnelle Erkennung erschwert. Bei Verdacht sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden.

Chronische Krankheiten als Auslöser

Schwere chronische Erkrankungen belasten den Stoffwechsel dauerhaft und führen oft zu Appetitverlust. Bei Leber- oder Nierenerkrankungen kommt es zur Ansammlung von Giftstoffen im Blut, was das Allgemeinbefinden stark beeinträchtigt.

„Wenn ein Hund über längere Zeit nicht frisst, müde wirkt und chronischen Durchfall hat, denken viele nicht sofort an Morbus Addison – dabei ist gerade die untypische Form dieser Hormonstörung ohne erkennbare Veränderungen im Elektrolythaushalt besonders schwer zu erkennen. Ein spezieller Hormontest kann hier Klarheit bringen.“ Dr. Y. Wakayama, Veterinärmedizinerin & Studienautorin

Auch Diabetes kann zu Übelkeit, Gewichtsverlust und Futterverweigerung führen. Nur durch Laboruntersuchungen lässt sich die Ursache sicher feststellen.

Altersbedingte Ursachen für Appetitverlust

Mit zunehmendem Alter verändert sich der Stoffwechsel des Hundes – das Hungergefühl nimmt oft ab. Auch altersbedingte Zahnprobleme, eingeschränkter Geruchssinn oder kognitive Störungen können dazu führen, dass ältere Tiere weniger oder gar nicht mehr fressen. Eine seniorengerechte Ernährung sowie regelmäßige Kontrollen beim Tierarzt helfen, diese Probleme frühzeitig zu erkennen.

Der schlimmste Fall: Krebserkrankungen

Tumoren, ob gut- oder bösartig, können im Verdauungstrakt oder an inneren Organen entstehen und das Fressverhalten beeinflussen. Häufige Begleitsymptome sind Gewichtsverlust, Apathie und allgemeine Schwäche. Besonders bösartige Tumoren führen oft erst spät zu sichtbaren Symptomen. Eine frühzeitige Diagnose mittels Bildgebung (z. B. Ultraschall oder Röntgen) ist entscheidend für die Prognose.

Was macht der Tierarzt, wenn der Hund lethargisch ist?

Im Zweifel zum Tierarzt gehen

Wenn Ihr Vierbeiner länger nicht frisst, antriebslos ist und zusätzlich weitere Symptome zeigt, ist ein Besuch beim Tierarzt unbedingt erforderlich. Da bei diesen Symptomen harmlose Gründe und ernsthafte Krankheiten der Auslöser sein können, folgt der Tierarzt einem strukturierten Vorgehen, um die genaue Ursache der Beschwerden zu ermitteln:

●      Anamnese: Der Tierarzt fragt gezielt nach Beginn, Begleitsymptomen und Futterwechseln, um mögliche Ursachen einzugrenzen.

●      Untersuchung: Hierbei wird Ihr Hund wird abgetastet, Fieber gemessen und auf Schmerzen oder Zahnprobleme geachtet.

●      Blutwerte: Zeigen Hinweise auf Entzündungen, Organprobleme oder hormonelle Störungen.

●      Kot- & Urinproben: Helfen, Parasiten, Infektionen oder Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes zu erkennen.

●      Bildgebung: Röntgen oder Ultraschall bei Verdacht auf Fremdkörper, Tumoren oder Organvergrößerungen.

●      Spezialtests: Bei Bedarf folgen Hormonanalysen, Allergietests oder Biopsien.

Diese systematische Herangehensweise sorgt dafür, dass nicht nur die Symptome behandelt werden, sondern auch die zugrunde liegende Erkrankung gezielt diagnostiziert und therapiert werden kann.

Medikamente & Hausmittel, die den Appetit anregen

Die Wahl der Behandlung richtet sich immer nach der festgestellten Ursache. Es gibt jedoch unterstützende Mittel, die häufig zum Einsatz kommen, um die Symptome zu lindern und den Heilungsprozess zu fördern:

●      Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen: Diese blockieren das Brechzentrum im Gehirn und helfen insbesondere bei Hunden mit akuter oder stressbedingter Übelkeit.

●      Medikamente zur Förderung der Magenbewegung: Diese regen die Motilität des Verdauungstrakts an, sodass die Nahrung schneller weitertransportiert wird. Sie werden häufig bei verzögerter Magenentleerung eingesetzt.

●      Probiotische Wirkstoffe: Sie stärken gezielt die Darmflora, speziell nach der Gabe von Antibiotika oder bei chronischen Verdauungsproblemen. Eine gesunde Darmflora unterstützt die Nährstoffaufnahme und das Immunsystem.

Wichtig: Medikamente sollten ausschließlich nach Rücksprache mit einem Tierarzt gegeben werden.

Hausmittel, die unterstützend wirken können:

●      Selbst gekochte Hühnerbrühe: Sie ist leicht verdaulich, liefert Flüssigkeit und regt den Appetit auf sanfte Weise an. Achten Sie darauf, keine Zwiebeln, Knoblauch oder Gewürze zu verwenden.

●      Pürierter Kürbis: Er ist reich an Ballaststoffen und kann sowohl bei weichem als auch bei festem Stuhl helfen, die Verdauung zu regulieren.

●      Naturjoghurt: Wenn Ihr Hund Milchprodukte verträgt, kann Joghurt helfen, die Darmflora zu stabilisieren – insbesondere bei leichten Verdauungsstörungen.

Tipp von Santévet: Hausmittel dürfen niemals eine tierärztliche Therapie ersetzen. Sie sollten nur angewendet werden, wenn die Ursache der Symptome klar und ungefährlich ist.

Vorsorge & Langzeitpflege, damit Ihr Hund fit bleibt

Damit Appetitlosigkeit und Apathie gar nicht erst entstehen oder frühzeitig erkannt werden, ist eine gute Vorsorge entscheidend. Achten Sie auf folgende Maßnahmen:

●      Regelmäßige Entwurmung: Je nach Umgebung alle 3 Monate oder mindestens 2× jährlich empfohlen. Kosten: ca. 10–25 € pro Behandlung, abhängig von Gewicht und Präparat.

●      Impfungen: Wichtiger Schutz vor schweren Krankheiten wie Parvovirose, Leptospirose oder Staupe. Kosten: 40–70 € pro Impfung (Grundimmunisierung und Auffrischungen jährlich oder alle 3 Jahre je nach Impfstoff).

●      Jährlicher Gesundheitscheck: Blutbild, Gewichtskontrolle und Zahnbefund helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen. Kosten: ca. 80–150 €, je nach Umfang der Untersuchungen.

●      Zahnpflege: Zahnstein und Entzündungen verursachen Schmerzen und Fressprobleme. Kosten für professionelle Zahnreinigung: 150–300 €, je nach Narkose und Aufwand.

●      Stress reduzieren: Feste Tagesstruktur, sichere Rückzugsorte und ruhige Umgebung fördern das seelische Gleichgewicht. Kostenfrei – aber mit großer Wirkung.

Quellen:

https://vetbilim.com/de/blog/article/the-dog-is-not-eating-and-appears-lethargicdot

Chiffres:

https://www.bundestieraerztekammer.de/tieraerzte/beruf/got/

"Evaluation of the Prevalence and Risk Factors for Undernutrition in Hospitalized Dogs" (Molina et al., 2018):

https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6123354/

Citation d'expert:

https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC5496775/?utm