Das Wichtigste in Kürze:
- Übergewicht ist häufig und schadet der Gesundheit: Es betrifft viele Katzen und kann zu Diabetes, Gelenkproblemen und verkürzter Lebensdauer führen.
- Ursachen sind falsche Ernährung und Bewegungsmangel: Zu viele Kalorien, wenig Bewegung und Faktoren wie Kastration oder Stress fördern Übergewicht.
- Abnehmen nur mit tierärztlicher Unterstützung: Diätfutter, mehr Bewegung und langsame Gewichtsreduktion sind entscheidend – Futterentzug ist gefährlich.
Welches Gewicht ist für eine Katze kritisch?
Da es zahlreiche Katzenrassen gibt sowie Unterschiede in der Körpergröße zwischen männlichen und weiblichen Tieren, ist es nicht möglich, ein allgemeingültiges Idealgewicht für alle Katzen anzugeben. Als durchschnittliches Gewicht für europäische Hauskatzen wird oft fünf Kilogramm für Kater und vier Kilogramm für Kätzinnen genannt. Jedoch handelt es sich eben nur um ein Durchschnittsgewicht. Eine männliche Maine Coon kann zum Beispiel neun Kilogramm auf die Waage bringen und als normalgewichtig eingestuft werden.
Zur Beurteilung, ob eine Katze zu dick oder zu dünn ist, wird in der Tiermedizin der Body Condition Score (BCS) herangezogen. Hierbei wird die Körperform der Katze auf einer Skala von eins bis neun bewertet. Als idealgewichtig gilt eine Katze mit einem BCS von fünf.
BCS-Wert | Körperzustand | Beschreibung |
---|---|---|
1 | Stark untergewichtig | Rippen, Wirbelsäule und Beckenknochen deutlich sichtbar; keine Fettreserven |
2 | Untergewichtig | Rippen gut sichtbar; wenig bis kein Fett; Taille sehr ausgeprägt |
3 | Leicht untergewichtig | Rippen tastbar, leicht sichtbar; schmale Taille |
4 | Schlank | Rippen gut tastbar, leicht sichtbar; Taille erkennbar |
5 | Idealgewicht | Rippen leicht tastbar, nicht sichtbar; Taille gut erkennbar |
6 | Etwas übergewichtig | Rippen schwerer tastbar; leichter Fettansatz; Taille schwach erkennbar |
7 | Übergewichtig | Rippen schwer tastbar; deutlich Fett über Rücken und Bauch |
8 | Stark übergewichtig | Rippen kaum tastbar; deutliche Fettansammlung an Bauch und Brustkorb |
9 | Adipös (fettleibig) | Keine Taille sichtbar; massive Fettpolster am ganzen Körper |
Schaut man sich die Katze von der Seite und von oben an, sollte sie wohlproportioniert sein. Die Rippen sollten leicht tastbar, aber nicht sichtbar sein. Die Katze hat eine deutlich erkennbare Taille und kein oder nur wenig Bauchfett. Übergewicht muss zudem von Adipositas (Fettleibigkeit) unterschieden werden. Weicht eine Katze mit bis zu 20 Prozent von ihrem rassespezifischen idealen Körpergewicht ab, gilt sie als übergewichtig. Liegt die Abweichung höher, beispielsweise zwischen 30 und 40 Prozent, ist die Katze adipös.
Gerade Adipositas kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Lesen Sie hier mehr zu Krankheiten und Vorsorge. Auch eine deutlich geringere Lebenserwartung geht mit der Adipositas einher.
Ursachen für zu viel Gewicht bei Hauskatzen
Katzen können aus unterschiedlichen Gründen zunehmen. Die Hauptursache ist eine übermäßige Kalorienaufnahme. Frisst eine Katze zu viel, das heißt, nimmt sie mehr Energie auf, als sie umsetzt, entstehen Fettdepots im Körper. Die Bildung von Fettzellen erfolgt schon im Welpenalter. Bemerkbar machen sich diese aber in der Regel erst, wenn die Wachstumsphase beendet ist oder im fortgeschrittenen Erwachsenenalter.
Vor allem ältere Katzen ab fünf Jahren, die sich weniger bewegen und deren Stoffwechsel verlangsamt ist, haben ein erhöhtes Risiko, Übergewicht zu entwickeln. Kater sind häufiger betroffen als Kätzinnen.
Aber nicht nur eine erhöhte Menge an Futter bewirkt eine Gewichtszunahme, auch Qualität und Inhaltsstoffe des Katzenfutters spielen eine Rolle. Eine sehr kohlenhydratreiche Ernährung ist für Katzen als reine Fleischfresser ungeeignet. Katzen verwerten Kohlenhydrate nur schlecht. Für eine artgerechte Katzenernährung benötigen Katzen vor allem gut verdauliches Protein und tierische Fette.
Tipp:
Eine artgerechte und gesunde Katzenernährung sollte schon ab dem Welpenalter erfolgen. Ist eine Katze in der frühen Lebensphase auf eine bestimmte Art der Fütterung geprägt worden, bereitet eine Umgewöhnung häufig Probleme.
Neben einer falschen Ernährung begünstigen folgende weitere Faktoren Übergewicht bei Katzen:
- Bewegungsmangel (v. a. Wohnungskatzen)
- Gelenkerkrankungen und Schmerzen
- Stoffwechselerkrankungen
- Stoffwechselumstellung nach Kastration
- genetische Veranlagung
- Frust, Stress oder Langeweile
- manche Medikamente
Welche Folgen hat Übergewicht bei Katzen?
„Bereits eine geringfügige Gewichtszunahme kann das Risiko für Erkrankungen wie Diabetes, Gelenkprobleme oder Leberverfettung erhöhen. Die regelmäßige Gewichtskontrolle und ein angepasstes Fütterungs- sowie Bewegungsprogramm sind daher entscheidend.“
— PD Dr. Petra Kölle und Dr. med. vet. Anna-Lena Ziese, in: Dechra Tierhalterbroschüre „So erkennen Sie das Idealgewicht Ihrer Katze“
Übergewicht kann die Gesundheit der Katze beeinträchtigen. Fettdepots bilden sich nicht nur unter der Haut, sondern auch in inneren Organen, sodass es mit der Zeit zu einem Funktionsverlust kommt. Ein zu hohes Gewicht belastet außerdem den Bewegungsapparat.
Entzündungen entstehen, die durch entzündungsfördernde Stoffe aus dem Fettgewebe aufrechterhalten werden. Frühe Verschleißerscheinungen und schmerzende Gelenke schränken die Aktivität und Pflegegewohnheiten der Katze noch weiter ein. Vor allem adipöse Katzen leiden nicht nur unter einer verminderten Lebensqualität, sondern haben eine bis zu zwei Jahre verringerte Lebenserwartung.
Krankheiten und Probleme, die mit Übergewicht oder Adipositas bei Katzen einhergehen können, sind:
- Fettleber
- Zuckerkrankheit (Diabetes)
- chronische Gelenkerkrankungen (Arthrose)
- Verstopfung
- Harnwegserkrankungen
- Herz-Kreislauf-Probleme
- Krebserkrankungen
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Gewicht bei Katzen und Katern – Zahlen & Fakten für Tierhalter
Um das Risiko besser einschätzen zu können, hilft ein Blick auf aktuelle Zahlen aus der Forschung. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Verbreitung von Übergewicht, typische Risikogruppen, begünstigende Lebensstilfaktoren und mögliche Schutzfaktoren. So können Katzenhalter frühzeitig gegensteuern und die Gesundheit ihrer Tiere langfristig fördern.
Kategorie | Zahlen & Daten |
---|---|
Prävalenz |
– 19 % der Katzen sind übergewichtig, 7,8 % adipös (BCS > 7/9) – In Studien weltweit liegen die Werte bei 11,5 %–63 % insgesamt. |
Risikogruppen |
– Männliche und kastrierte Katzen sind stärker gefährdet – Katzen zwischen 5 und 11 (bzw. >7) Jahren |
Lebensstil-Risikofaktoren |
– Trockenfutter ad libitum & Indoor-Haltung erhöhen Risiko – Übergewichtige Katzen bewegen nur ca. 60 % wie schlanke |
Schutzfaktoren | – Artgenossen im Haushalt senken Risiko signifikant |
Wie sieht das richtige Futter für übergewichtige Katzen aus?
Ist das Übergewicht der Katze ernährungsbedingt, lässt sich eine Gewichtsreduktion mit einer Diät oder der Umstellung auf eine artgerechte Fütterung erreichen. Im Fachhandel oder über die Haustierarztpraxis kann für die Katze ein Diätfutter bezogen werden.
Diese Futtermischungen sind hochwertige Diäten und enthalten alle wichtigen Nährstoffe für die Katze. Trotz der reduzierten Kalorienmenge sorgen sie dafür, dass sich bei der Katze ein Sättigungsgefühl einstellt.
Tipp von Santévet:
Bevor eine Katze auf Diät gesetzt wird, sollte sie dem Haustierarzt vorgestellt werden. Die Katze muss auf Erkrankungen, die Übergewicht begünstigen sowie auf bereits bestehende Folgen des Übergewichts wie Diabetes untersucht werden. Dies geschieht durch eine körperliche Untersuchung sowie durch eine Blutkontrolle. Der Tierarzt wird daraufhin einen Diätplan oder ein Diätfutter für die Katze empfehlen.
In keinem Fall sollte einer übergewichtigen Katze das Futter entzogen werden. Eine Nulldiät kann eine gefährliche Leberverfettung bewirken, die ohne Behandlung zum Tod der Katze führen kann. Auch eine Futterreduktion ist nicht zu empfehlen. Bekommt die Katze nur noch die Hälfte der gewohnten Futtermenge, wird sie hungrig bleiben und möglicherweise Frustverhalten entwickeln. Außerdem erhält die Katze dadurch zu wenig Protein, was einen Muskelabbau in Gang setzt.
Wie beeinflusst Sport das Gewicht ?
Neben einem Diätfutter benötigt eine übergewichtige Katze eine Bewegungstherapie. Die Katze sollte mehrmals täglich zum Spielen oder Laufen animiert werden. Hierfür ist es wichtig, dass Gelenkerkrankungen ausgeschlossen beziehungsweise schmerzende Gelenke zuvor behandelt wurden.
Bewegung hilft nicht nur beim Kalorienverbrauch, sondern stärkt auch Muskulatur, Gelenke und das allgemeine Wohlbefinden der Katze. Ideal sind mehrere kurze, spielerische Einheiten am Tag – z. B. mit Spielangeln, Bällen oder Futterspielzeug. Auch das Verteilen von Futter in der Wohnung oder das Nutzen von Fummelbrettern kann die Katze zu mehr Aktivität motivieren. Besonders wichtig: Die Spielangebote sollten zur Persönlichkeit und zum Alter der Katze passen. Ältere oder stark übergewichtige Tiere brauchen behutsame Aktivierung und ggf. schmerzlindernde Behandlung, bevor sie sich gerne bewegen.
Regelmäßiges Wiegen kann helfen, das Ziel im Auge zu behalten. Katzen sollten langsam abnehmen. Pro Woche darf eine fettleibige Katze etwa ein Prozent ihres Gewichts verlieren.
Das Normalgewicht halten: So bleibt die Katze schlank
Ein gutes, auf den Bedarf der Katze abgestimmtes Diätfutter und ausreichend Bewegung sind die wichtigsten Maßnahmen für eine erfolgreiche Gewichtsreduktion. Bekommt die Katze außerdem Snacks zur Belohnung, müssen auch diese durch passende kalorienreduzierte Varianten ersetzt werden. Am besten ist es, Kalorienfallen dauerhaft vom Speiseplan der Katze zu streichen und Snacks durch Streichel- oder Spieleinheiten zu ersetzen.
Nach der erfolgreichen Gewichtsabnahme ist es besonders wichtig, das neue Normalgewicht zu stabilisieren. Viele Katzen nehmen nach einer Diät schnell wieder zu – sogenannter Jo-Jo-Effekt. Daher sollte die Futtermenge weiterhin regelmäßig kontrolliert und angepasst werden.
Quellen:
- https://tierhalter.dechra.de/Files/Images/Countries/DE_Petowner_concept/Pri_Katze_Zustand.pdf
- https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11577473/pdf/10.1177_1098612X241285519.pdf