Pankreatitis bei Katzen

Eine Pankreatitis kann für Katzen sehr gefährlich werden und schwere Folgeschäden verursachen. Besitzer sollten die Frühsymptome kennen, damit die Katze bei einem entsprechenden Verdacht rechtzeitig untersucht und behandelt werden kann. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Informationen zur Pankreatitis zusammen. In der Rubrik Katzenratgeber gibt es außerdem Informationen zu anderen Beschwerden.

Bauchspeicheldrüse bei Siamkatze
Katzen mit Pankreatitis sollten ein spezielles Diätfutter erhalten - Pixabay

Wie funktioniert die Bauchspeicheldrüse?

Die Bauchspeicheldrüse, in der Fachsprache das Pankreas, ist ein lebenswichtiges Bauchorgan mit mehreren Funktionen: Es arbeitet gleichzeitig als endokrine und als exokrine Drüse.

Endokriner Anteil

Endokrine Drüsen geben Substanzen direkt in die Blutbahn ab. Im Falle des Pankreas sind dies die Hormone Insulin, Glukagon und Somatostatin. Es ist somit unter anderem für die Steuerung des Blutzuckerspiegels zuständig.

Exokriner Anteil

Exokrine Drüsen geben Substanzen über einen Ausführungsgang an eine innere oder äußere Körperoberfläche ab. Das Pankreas produziert die Vorstufen verschiedener Verdauungsenzyme.

Dabei handelt es sich um die Lipase für die Fettverdauung, die Amylase für die Kohlenhydratverdauung und das Trypsin für die Proteinverdauung. Die inaktiven Vorstufen dieser Enzyme werden in den Zwölffingerdarm, den ersten Teil des Dünndarms, abgegeben und erst dort aktiviert.

Dies hat den Hintergrund, dass das Pankreas sich anderenfalls „selbst verdauen" würde. Als anatomische Besonderheit bei der Katze münden der Ausführungsgang des Pankreas und der Hauptgallengang gemeinsam in den Darm.

Was ist eine Pankreatitis?

Die Pankreatitis bezeichnet eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Dabei kommt es durch eine vorzeitige Aktivierung oder den Rückfluss der körpereigenen Verdauungsenzyme zur Zerstörung des Pankreasgewebes.

Wie entsteht eine Pankreatitis bei Katzen?

In vielen Fällen ist die Ursache der Pankreatitis idiopathisch, also nicht feststellbar. Da Siamkatzen besonders häufig betroffen sind, scheint es auch eine genetische Komponente zu geben. Als Risikofaktoren gelten:

  • Übergewicht
  • fettlastige Ernährung
  • Unfälle
  • Operationen
  • entzündliche Gallenerkrankung
  • chronische Darmentzündungen (IBD)
  • häufiges Erbrechen

 

Schon gewusst?

Der Fachbegriff Triaditis bezeichnet den Krankheitskomplex aus einer Pankreatitis, einer Cholangiohepatitis (Leber-Gallengangsentzündung) und einer IBD (Inflammatory Bowel Disease).

 

Welche Folgen hat eine Pankreatitis?

Sind die Mechanismen des Pankreas gestört, kann dies verschiedene Folgen nach sich ziehen. Dazu gehören:

  • beeinträchtigte Verdauung
  • Selbstverdauung des Pankreas
  • Diabetes mellitus

Werden die Pankreasenzyme zu früh aktiviert oder zurück in Richtung Pankreas befördert, greifen sie einerseits die körpereigenen Zellen an; andererseits fehlen sie im Darm, wodurch die Nährstoffmoleküle nicht gespalten werden können. Eine verminderte Insulinfreisetzung führt zur Entwicklung eines Diabetes mellitus.

Wie ist der Krankheitsverlauf bei einer Pankreatitis?

Die Bauchspeicheldrüsenentzündung wird in drei Verlaufsformen eingeteilt:

  • akute Pankreatitis
  • chronische Pankreatitis
  • chronisch-aktivierte Pankreatitis

Letztere bezeichnet eine chronische Verlaufsform, die erneut zu einer akuten Pankreatitis aufgeflammt ist.

Welche Symptome verursacht die Pankreatitis bei Katzen?

Die Symptome einer Bauchspeicheldrüsenentzündung variieren bei der Katze stark. Möglich sind:

  • Schmerzen im Bauchbereich
  • gestörtes Allgemeinbefinden
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • struppiges, glanzloses fell
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • gelber, fettiger Kot
  • Gelbsucht
  • vermehrter Harnabsatz und Durst

In erster Linie verursacht eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse hochgradige Bauchschmerzen. Diese äußern sich bei Katzen am ehesten durch ein vermehrtes Ruheverhalten, einen verminderten Appetit und Berührungsempfindlichkeit am Bauch.

Es sind jedoch auch Verdauungsstörungen wie Erbrechen und Veränderungen der Kotbeschaffenheit möglich. Wichtig: Auch andere Katzenkrankheiten können diese Symptome hervorrufen.

Durch einen Gallerückfluss entwickeln einige Patienten eine Gelbsucht.

Liegt ein Diabetes mellitus vor, setzen betroffene Katzen große Mengen Harn ab und versuchen den Flüssigkeitsverlust durch vermehrtes Trinken zu kompensieren. Bei der chronischen Verlaufsform verliert die Katze mit der Zeit an Gewicht und die Fellqualität lässt nach. 

Schon gewusst?

Beim Vorliegen eines Diabetes mellitus, Leber-Gallengangsproblems oder einer chronischen Darmentzündung sollte immer auch eine Pankreatitis abgeklärt werden. Dasselbe gilt für Katzen mit unspezifischen Allgemeinsymptomen, Schmerzen im Bauchraum oder Magen-Darm-Beschwerden ungeklärter Ursache..

 

Wie stellt der Tierarzt die Diagnose Pankreatitis?

Der Nachweis einer Pankreatitis ist oft nicht einfach: Einerseits schließen negative Untersuchungsergebnisse die Krankheit nicht aus, andererseits können veränderte Blutwerte meist auch auf andere Ursachen zurückzuführen sein. Daher müssen in der Regel mehrere Untersuchungsverfahren kombiniert eingesetzt werden, um ein aussagekräftiges Gesamtbild zu erhalten.

Mögliche Diagnostikmethoden sind:

  • Blutuntersuchung
  • Ultraschall
  • Gewebeprobe
  • Röntgendiagnostik

Verschiedene Blutwerte wie Lipase, Amylase, Trypsinogen und Trypsin können Hinweise auf eine Pankreatitis liefern. Der aussagekräftigste Wert bei Katzen ist die feline Pankreaslipase (fPLI).

Im Ultraschall lassen sich die einzelnen Organe vor allem hinsichtlich ihrer Gewebebeschaffenheit detailliert beurteilen. Viele entzündliche Veränderungen werden dabei sichtbar. Es ist jedoch möglich, dass eine entzündete Bauchspeicheldrüse im Ultraschall unauffällig erscheint.

Bei der Untersuchung einer Gewebeprobe, die unter Ultraschallkontrolle mit einer Nadel entnommen wird, können beispielsweise entzündlich veränderte Drüsenzellen nachgewiesen werden.

Die Röntgendiagnostik dient vor allem dazu, sich einen Überblick über den Bauchraum zu verschaffen und andere Krankheiten als Ursache für die Symptome auszuschließen.

Wie wird eine Pankreatitis bei Katzen behandelt?

Die therapeutischen Maßnahmen sind unter anderem davon abhängig, ob die Katze an einer akuten oder chronischen Pankreatitis leidet und welcher Schweregrad vorliegt. Eine Pankreatitis wird sowohl ursächlich als auch symptomatisch behandelt.

Darüber hinaus ist die Therapie eventueller Begleiterkrankungen erforderlich und die Ernährung der Katze muss angepasst werden.

Medikamentöse Behandlung

Die Medikation bei einer akuten Pankreatitis zielt vor allem darauf ab, eine gute Gewebedurchblutung zu gewährleisten, der Ausbreitung von Bakterien vorzubeugen und entzündliche Prozesse zu hemmen:

  • Infusionstherapie
  • Antibiose
  • Medikamente gegen Übelkeit
  • Schmerzmittel
  • Cortison

Insbesondere für die intravenöse Infusionstherapie muss die Katze vom Tierarzt stationär aufgenommen werden.

Die Kosten für die tierärztliche Behandlung einer Pankreatitis können Sie sich mit der Katzenkrankenversicherung von SantéVet zurückerstatten lassen.

Pankreatitis-Diät

Pankreatitis-Patienten sollten ein spezielles Futter erhalten, das möglichst arm an Fett und Proteinen ist, da diese Nährstoffe bei eingeschränkter Pankreasfunktion besonders schwer verdaulich sind. Die Diätnahrung sollte daher auf Kohlenhydraten basieren, die unbedingt gut aufgeschlossen sein müssen (zum Beispiel durch Kochen).

Katzen, die nicht von selber fressen, müssen vorübergehend mit einer Spritze oder über eine Nasen-Schlund-Sonde ernährt werden. Eine ausreichende Kalorienzufuhr ist sehr wichtig, da Hungerzustände bei Katzen bereits nach zwei bis drei Tagen zu schweren Leberschäden (sogenannte Lipomobilisations-Leberverfettung) führen können.

Weiterer Verlauf

Während und nach der Genesungsphase sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen per Ultraschall und Blutentnahme erfolgen, um neuerliche Pankreatitis-Schübe frühzeitig zu erkennen. Die Lebenserwartung eines Pankreatitis-Patienten ist sehr stark davon abhängig, wie häufig und massiv Schübe auftreten und ob Begleiterkrankungen vorhanden sind.

Herausgegeben von

Viktoria Neuber