Die Pubertät beim Hund – eine Herausforderung?

Diese Zeit ist eine Nervenprobe und der finale Test für Ihre Konsequenz und Geduld als Hundehalter. Aber sehen Sie es sportlich, diese Phase geht vorbei. Die Pubertät beim Hund beginnt mit sechs bis zehn Monaten. Sie bedeutet hormonelle Veränderung und den Beginn der Geschlechtsreife. Hier finden Sie Tipps zum Umgang mit seiner Verhaltensänderung. Weitere hilfreiche Informationen finden Sie in unserem Hunderatgeber.

Hunde in der Pubertät spielen
Hunde in der Pubertät durchlaufen hormonelle Veränderungen und fangen an, Grenzen auszutesten. - Pixabay

Woran erkennen Sie die beginnende Pubertät bei Ihrem Hund?

Ihr kleiner süßer Hund wird plötzlich launisch und bockig? Er testet vehement seine Grenzen aus? Beim Spielen mit seinen Hundefreunden ist er grob oder gar feindselig? Vielleicht haben Sie auch Sorge, dass Ihr Hund auf einmal taub geworden sein könnte. Selbstverständlich ist das auf die Spitze getrieben und alle Hunde sind Individuen. Nicht jeder Hund glänzt durch deutlich schlechtes Benehmen.

Kleine Veränderungen während der Pubertät fallen jedoch auch bei wirklich braven und zurückhaltenden Junghunden auf. Kleine Rassen kommen bereits mit etwa sechs Monaten in die Pubertät, große Rassen später, manchmal erst mit einem Jahr. Hündinnen sind etwas früher dran als Rüden und werden jetzt zum ersten Mal läufig. Der Rüde hingegen fängt an zu markieren beim Spaziergang. Wenn Sie anderen Rüden begegnen, wird er sich eventuell nicht von seiner besten Seite zeigen. Sein Benehmen lässt überhaupt plötzlich ein wenig zu wünschen übrig.

Die drei Hauptbereiche für eine mögliche Verhaltensänderung sind:

  1. Sexualverhalten. Ihr Junghund findet plötzlich das andere Geschlecht, aber auch Rivalen interessant. Der Fortpflanzungstrieb erwacht. Auch Hündinnen können andere Hunde bespringen in Form von Dominanzverhalten.
  2. Territorialverhalten. Auf einmal versucht Ihr Hund Bereiche für sich zu beanspruchen und schnappt oder markiert sogar. Beliebt ist hier zum Beispiel das Sofa oder das Bett, aber auch andere Orte in der Wohnung.
  3. Jagdtrieb. Gerade bei Rassen, die hier besonders hervorstechen, aber auch bei allen anderen Junghunden ist der Impuls plötzlich übermächtig. Egal ob Kinder, Katze, Kaninchen oder Passanten, Ihr Hund möchte hinterher und vergisst dabei alles um sich herum.

Was genau passiert mit Ihrem Hund während der Pubertät?

Tatsächlich muss er einige körperliche Veränderungen durchmachen und kann wirklich nichts für sein Verhalten. Denken Sie immer daran, er macht es nicht mit Absicht. Seien Sie also nicht wütend auf ihn, aber auch nicht zu nachsichtig. Das rächt sich sonst. Zum einen leidet Ihr Junghund unter hormonellen Schwankungen. Diese lassen ihn stressempfindlicher werden und verursachen Stimmungsschwankungen. Ihr Hund reagiert unter Umständen heftiger auf Reize oder Veränderungen.

Zum anderen passiert auch in seinem Gehirn sehr viel an neurologischen Veränderungen. Es wächst stark und dabei bilden sich viele neue Vernetzungen. Dies kann zwischenzeitlich zu impulsiven Reaktionen Ihres Junghundes führen und ebenfalls zu Stimmungsschwankungen, vor allem zwischen Angst und Aggressivität.

Allerdings seien wir ehrlich: Eine gute Erziehung bis dahin ist äußerst hilfreich. Die Pubertät beim Hund ist eine natürliche Phase, in der der Hund seine Gruppe auslotet. Lohnt es sich, hier zu bleiben, oder sollte er sich lieber ein anderes, stärkeres Rudel suchen? Selbstverständlich kann er das nicht, denn er lebt ja nicht in einem freien Rudel.

Um ihm ein Stück weit diesen Stress zu nehmen, ist es deshalb wichtig, dass Sie seine Autorität sind und bleiben. Geben Sie ihm die benötigte Führung und Sicherheit, die er in dieser Phase sucht. Es gibt Hunde, die eher ängstlich werden und viel Sicherheit brauchen. Andere werden eher zu Rüpeln und benötigen eine souveräne, unbeeindruckte Führung. Hier ist ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt. Nutzen Sie dafür zum Beispiel unsere Tipps zur Hundeerziehung.

Wie also den Umgang und das Training auf seine Verhaltensänderung anpassen? Ihr Hund kommt in eine neue Lebensphase. Er wird jetzt reifer und auch durchsetzungsstärker. Das Ergebnis ist, dass er Sie als Führungsperson abklopft. Jetzt ist es besonders wichtig, dass Sie sehr souverän sind und die Regeln Ihres kleinen Rudels klar vorgeben. Haben Sie das immer schon getan und sind auch jetzt seine Autorität, wird die Pubertät bei Ihrem Hund wahrscheinlich milde ausfallen und Sie werden wenig Probleme mit ihm bekommen.

Da Ihr Junghund nun emotionaler reagiert, ist es wichtig für Sie, umso ruhiger und konsequenter zu sein. Dinge, die bereits gut geklappt haben, können noch einmal zur Herausforderung werden. Dies liegt daran, dass Ihr Hund unkonzentrierter und stressanfälliger ist in dieser Zeit. Haben Sie Verständnis für ihn, aber lassen Sie sich nicht hinreißen, die Erziehung schleifen zu lassen. Es kann zum Beispiel passieren, dass Ihr Hund nicht mehr gut abrufbar ist. Er möchte seiner eigenen Wege gehen und sein Jagdimpuls ist auch deutlich stärker.

Achten Sie darauf, dass er keine Gelegenheit dazu hat wegzulaufen und üben Sie erneut den Rückruf. Eine Schleppleine tut hier gute Dienste.

Achten Sie grundsätzlich darauf, …

  • konsequent auf Ihren Regeln zu beharren
  • Situationen neu zu üben, in denen (wieder) Unsicherheiten bestehen
  • Kommandos wieder vermehrt zu üben, wenn es hier Probleme gibt
  • Ihrem Hund Sicherheit zu geben, wenn er Angst hat
  • immer wieder Situationen zu üben, in denen Ihr Junghund Probleme hat mit seinem Stresslevel
  • dass Ihr Hund eher mit gefestigten, älteren Hunden zusammen ist in dieser Zeit. Ihr Halbstarker muss sich hier unterordnen und kann nicht in seinem rüpeligen Verhalten noch bestärkt werden
  • dass Ihr Draufgänger sich nicht verletzt oder in einen groben Streit gerät. Er fühlt sich nämlich gerade sehr oft unbesiegbar
  • viel mit Ihrem Hund zu unternehmen und ihn weiterhin Reizen auszusetzen. Begeistern Sie ihn erneut fürs Lernen, indem Sie Aktivitäten finden, die Ihnen beiden Spaß machen

Achten Sie grundsätzlich darauf, dass möglichst keine großen Veränderungen ins Haus stehen. Mit denen kommt Ihr empfindliches pubertierendes Hundekind gerade nicht gut zurecht. Vermeiden Sie eine Kastration in der Hochphase der Pubertät. Diese würde seine Entwicklung und Reifung unterbrechen.

Und zu guter Letzt: Denken Sie daran, auch diese Zeit zu genießen. Es ist die letzte Zeit mit Ihrem Junghund, bevor er erwachsen ist. Seien Sie ihm in anstrengenden Phasen nicht böse, er macht es nicht, um Sie zu ärgern. Es ist für ihn auch nicht leicht.

Herausgegeben von

Martin Walter