Hund kratzt sich ständig – das kann dahinterstecken!

Der Hund kratzt sich ständig – mit diesem Problem sehen sich viele Hundehalter irgendwann konfrontiert. Eine schnelle Behandlung des Juckreizes wird dadurch erschwert, dass es viele verschiedene Ursachen gibt, die infrage kommen. Dabei ist es wichtig, sich möglichst zeitnah auf die Ursachensuche zu machen, denn für den Hund ist das ständige Kratzen nicht nur stressig, sondern je nach Hintergrund kann auch eine ernst zu nehmende Infektion oder eine andere Hundekrankheit dahinterstecken. Weitere Themen zu Gesundheit und Pflege finden Sie in unserem Hunderatgeber.

Beagle kratzt sich in Natur
Hund kratzt sich - 123rf

Juckreiz bei Hunden: Wie viel Kratzen ist normal?

Ein gelegentliches Kratzen ist bei Hunden gewöhnlich und noch kein Grund zur Sorge. Doch wann spricht man von einem krankhaften Juckreiz, der ernste Ursachen haben kann? Ganz einfach ist diese Frage nicht zu beantworten, da die Grenzen zwischen normalem (physiologischem) und krankhaftem (pathologischem) Juckreiz bei Tieren fließend verlaufen.Hundehalter sollten ihre Hunde daher gut beobachten, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, ob der Juckreiz behandlungsbedürftig ist.

Hinweise darauf können folgende Anzeichen geben:

  • Der Hund scheint durch den Juckreiz sehr nervös bis aggressiv oder findet hierdurch kaum Ruhe und Schlaf.
  • Blutende oder kahle Stellen sind im Fell erkennbar.
  • Die Haut zeigt Veränderungen wie Schuppen, Trockenheit oder einen veränderten Geruch.
  • Das Kratzen nimmt einen großen Teil der Zeit in Anspruch.
  • Der Hund kratzt sich intensiv und heult oder jault teilweise dabei.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Hund sich umso schlechter von seinem Juckreiz ablenken lässt, je ausgeprägter dieser ist. Ist es dem Hundebesitzer kaum noch möglich, sein Tier etwa durch Spielen oder Futter vom Kratzen abzuhalten, liegt eine Erkrankung nahe. Dann ist es wichtig, schnellstmöglich die Ursache dafür aufzuspüren und zu beseitigen.

Warum juckt der Hund sich ständig? – Ursachen

Eine Herausforderung am Juckreiz des Hundes sind die verschiedenen Ursachen, die diesem zugrunde liegen können. Eine häufige Juckreiz-Ursache bei Haustieren sind Parasiten wie Milben. Weitere Gründe für einen ständigen Juckreiz kann ein Flohbefall, eine allergische Reaktion oder ein Hautpilz sein.

Auch eine Entzündung im Ohr oder der Analdrüsen kann mit starken Juckreiz einhergehen. Bei einer Ohrenentzündung gibt es allerdings zusätzliche Symptome: Der Hund ist berührungsempfindlich und schüttelt häufig den Kopf. Auch eine entzündete Analdrüse äußert sich nicht nur über das Kratzen. Es kommt zum sogenannten ‚Schlittenfahren‘, bei dem der Hund mit dem Po über den Boden rutscht.

Wie erkenne ich Milben bei meinem Hund?

Milben rufen je nach Art bei einem Befall der Haut und des Fells verschiedene Symptome hervor. Zu den häufigsten Milbenarten bei Hunden zählen

  • die Herbstgrasmilben (Neotrombicula autumnalis)
  • die Räudemilben (Sarcoptes scabiei)
  • Haarbalgmilben (Demodex canis) sowie
  • die Ohrmilben (Otodectes cynotis)

Während die Ohrmilben zu heftigem Juckreiz und unangenehmen Gerüchen in den Ohren des Hundes führen, machen sich Milben der Haut und des Fells eher durch Schuppen, Pusteln, Abschürfungen, Verhornungen oder Verkrustung bemerkbar. In seltenen Fällen führen die Milben nicht direkt zu einer Reaktion. Es kommt dann allerdings zu einer Ansiedelung von Hefepilzen und Bakterien, die eine sogenannte Demodikose hervorrufen.

Generell ist bei Veränderungen von Haut oder Fell stets an einen Milbenbefall  zu denken. Ob dieser vorliegt und um welche Milbenart es sich dabei handelt, wird beim Tierarzt abgeklärt.

Flöhe als Ursache von Juckreiz

Ebenfalls eine häufige Ursache, wenn Hunde sich ständig jucken, sind Flöhe. Ob diese Parasiten vorliegen, können Hundebesitzer bereits mit einem Flohkamm selbst prüfen. Kämmt man mit diesem engzinkigen Kamm an mehreren Stellen durch das Fell, sind darin kleine schwarze Punkte, der Flohkot, erkennbar. Bei manchen Tieren führt der Flohspeichel zu einer allergischen Reaktion. Dahinter steckt eine Flohspeichelallergie.

Flöhe werden draußen oder beim Spielen mit anderen Tieren übertragen. Ihre Larven können mehrere Monate im Freien überleben und beim Toben durch das Gras auf den Hund gelangen. Ausgewachsene Flöhe können über einen halben Meter weit springen und so den Wirt wechseln. 

Allergische Reaktionen bei Hunden

Der Hund kratzt sich ständig? Dann können auch Hauterkrankungen wie die Dermatitis eine mögliche Ursache von diesem Juckreiz sein. Sie ist mit der menschlichen Neurodermitis vergleichbar und zeichnet sich durch allergische Reaktionen aus.

Allergisch reagieren einige Hunde außerdem auf Pollen, Hausstaubmilben, Reinigungsmittel, Tabak oder Parfüm. Im Gegensatz zu uns Menschen läuft den Hunden aber nicht die Nase. Sie bekommen häufig einen Juckreiz als Reaktion auf Allergene. Zum Feststellen einer Allergie gibt es allerdings für Hunde keinen sicheren Allergietest wie für uns Menschen. Darum müssen die Besitzer das Auftreten der Symptome genau beobachten und nach und nach verschiedene Gründe ausschließen. Symptome im Frühjahr und Sommer lassen auf eine Allergie gegen Umweltallergene schließen. Treten die Symptome das ganze Jahr über auf, sollten Sie das Futter Ihres Vierbeiners genauer untersuchen.

Um welche Allergene es sich dabei handelt, lässt sich durch eine Ausschlussdiät (bei Futtermittelallergien) testen. Häufig sind bestimmte Kohlehydrate oder tierische Proteine im Futter der Auslöser einer Allergie. Bemerkbar machen sich Hauterkrankungen bei Hunden meistens neben dem Juckreiz durch

  • gerötete Stellen auf der Haut
  • Hautausschläge/Ekzeme
  • Schuppen und
  • Fellverlust

Infektionen mit Hautpilzen und Bakterien

Infektionen mit Bakterien oder Pilzen, insbesondere wenn diese über offene Stellen in die Haut eindringen, rufen ebenfalls Juckreiz und Entzündungen hervor. So kann es bei Hunden zu einer Pilzinfektion kommen. Hefepilzinfektionen tauchen oft an den Pfoten oder Lefzen auf.

Ein Hautpilz beim Hund kommt häufig bei immunschwachen Hunden vor. Er kann aber auch durch andere Faktoren, etwa feuchtwarme Umgebung, begünstigt werden. Typisch für eine Hautpilz-Erkrankung des Hundes ist der fleckförmige Haarausfall.

Neben körperlichen Ursachen sind aber auch Stress, Nervosität und Unausgeglichenheit mögliche Erklärungen, wenn Hunde sich häufig kratzen. Dahinter stecken möglicherweise Langeweile, unzureichende Beschäftigung oder ein stressiges Umfeld. Andere mögliche Ursachen für den Juckreiz können auch Insektenstiche, ein Zeckenbiss oder ein Wurmbefall sein. Darum ist eine regelmäßige Wurmkur sinnvoll. So kann dies von vornherein als Ursache ausgeschlossen werden.

Was hilft – Behandlung von Juckreiz beim Hund

Wichtig, um die richtige Behandlung für einen Hund mit Juckreiz einzuleiten, ist die Ermittlung der Ursache. Diese gilt es anschießend zu bekämpfen. Um dem Tierarzt die Diagnose zu erleichtern, können Sie im Vorfeld der Untersuchung auf einige Punkte achten:

  • An welchen Stellen kratzt sich der Hund?
  • Wie oft kratzt sich der Hund?
  • Wann kratzt sich der Hund? Zu bestimmten Tages- oder Jahreszeiten?
  • Treten die Symptome zum ersten Mal auf?
  • Sind andere Tiere im Haushalt auch betroffen?

Es gibt aber auch einige Hausmittel, die den Juckreiz lindern können. Sollten diese Mittel nicht weiterhelfen, kann Ihr Tierarzt Ihnen mit verschiedenen Medikamenten weiterhelfen.

Hausmittel – Was lindert Juckreiz bei Hunden?

Einen leichten Juckreiz können Sie auch mit Hausmitteln behandeln. Als erstes sollten Sie dem Hund nicht bei jedem Kratzen Ihre volle Aufmerksamkeit geben. Diese Reaktion wird vom Hund als positive Bestärkung wahrgenommen. Das Resultat: er kratzt sich häufiger, um Ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.

Akute Hilfe bei starkem Juckreiz bieten Produkte für die Hautpflege, die kühlend und feuchtigkeitsspendend sind – etwa spezielle juckreizlindernde Shampoos, Lotionen oder Salben. Spezialfutter für Hunde, die unter Juckreiz leiden, ist im Handel und bei Tierärzten erhältlich. Sie können Pflegemittel wie Aloe-Vera Gel benutzen, um aufgekratzte Stellen zu behandeln. Bei trockener Haut verschafft Kokosöl Linderung.

Nahrungszusätze können beim Kampf gegen den Juckreiz des Hundes unterstützen, etwa entzündungslindernde essenzielle Fettsäuren wie Omega 3, welches in Fisch- und Leinöl enthalten ist. Zink trägt zu einer gesunden Haut und einer starken Hautbarriere bei. Auch Kombi-Präparate, die wichtige Zusätze für eine gesunde Haut enthalten, sind bei chronischem Juckreiz eine sinnvolle Unterstützung. Auch über die Nahrung können Sie die Haut Ihres Vierbeiners unterstützen: geben Sie etwas Leinsamenöl oder Olivenöl in das Futter. Ein weiterer wichtiger Punkt für gesunde Haut bei Hunden: so wenig Baden wie möglich. Sollte es nötig sein, benutzen Sie ein spezielles Hundeshampoo. Hier finden Sie weitere Informationen zum richtigen Baden Ihres Hundes.

Medikamente gegen Juckreiz

So kommen bei einem Milbenbefall bestimmte Wirkstoffe wie Selamectin in Form von Spot-on-Präparaten zum Einsatz. Auch bei einem Befall mit Flöhen kommen Spot-ons zum Einsatz. Hier haben sich Wirkstoffe wie Fipronil (gegen Flöhe und Zecken) und Permethrin bewährt. Diese sind außerdem als Halsbänder, Sprays und Shampoos erhältlich und eignen sich auch zur prophylaktischen Behandlung.

Das Mittel der Wahl bei einer Haut-Infektion mit Bakterien sind verschiedene Antibiotika. Hautpilze werden mit einem Antimykotikum, einem Wirkstoff gegen Pilze, behandelt. Stellt sich heraus, dass der Hund unter einer Allergie leidet, müssen die verantwortlichen Allergene gemieden werden.

Die Kosten tiermedizinischer Behandlungen Ihres Hundes können Sie sich mit der Hundekrankenversicherung von Santévet zurückerstatten lassen.

Bei stressbedingtem Juckreiz sollten Hundebesitzer sich Gedanken darüber machen, welche Umstände oder Situationen den Stress und Juckreiz auslösen. Diese gilt es zu vermeiden oder zu entschärfen, etwa durch sichere Rückzugsorte und klare Strukturen im Alltag. Kratzen aus Langeweile lässt sich oft durch ein Plus an Beschäftigung, etwa durch mehr Bewegung und Intelligenzspielzeuge, beheben.

Was tun, wenn die Ursache des Juckreizes noch unklar ist?

Wenn die Ursache des Juckreizes nicht sofort entdeckt wird, sollte eine symptomatische Therapie gegen den Juckreiz begonnen werden. Allgemein gegen Juckreiz wirksam sind Medikamente wie Kortison. Dieses wirkt darüber hinaus entzündungshemmend, was insbesondere bei einer begleitenden Hautinfektion wichtig ist. Allerdings sollten kortisonhaltige Präparate möglichst kurzzeitig angewendet werden, da sie Nebenwirkungen entwickeln können.

Herausgegeben von

Viktoria Neuber